Rezension

Ein Buch für Liebhaber des ungewöhnlichen Kopfkinos

Lovecraft Country
von Matt Ruff

Ganze 2 Jahre mussten die deutschen Fans von Matt Ruff auf eine Übersetzung warten, nun ist „Lovecraft Country“ endlich auch hierzulande erschienen.

H.P. Lovecraft ist ein kontroverser Autor: Einerseits einer der bedeutendsten Personen die das Genre „Horror“ geprägt haben, andererseits ein Rassist und Antisemit. Der Titel des (streng genommen nicht mehr wirklich) neuen Buches von Matt Ruff könnte daher nicht besser gewählt sein, denn obwohl im Laufe der Geschichte schwarze Magie, Spukhäuser, okkulte Geheimgruppen und alternative Realitäten auftauchen, ist der Rassismus der eigentliche Horror der Erzählung, die in den USA der 50er Jahre während der Jim Crow Ära spielt. Wir begleiten Atticus, der sich zusammen mit seiner Freundin Letitia und seinem Onkel George auf die Suche nach seinem verschollenen Vater macht. In Neuengland stoßen sie auf das Anwesen der Braithwithes, wo sich Rassengesetze und dunkle Mystik den drei Reisenden als tödliche Gefahr in den Weg stellt. Schnell wird klar: Das größte Monster ist kein abstraktes Monster, wie wir es aus klassischen Gruselstories kennen, sondern der Mensch an sich. Obwohl die Geschichte mit Horror auf verschiedenen Ebenen arbeitet, schafft es Matt Ruff dennoch, die Ereignisse mit einer für ihn typischen Gewitztheit zu erzählen. Der Schrecken (sowohl real als auch surreal) ist eben nur eine von vielen Zutaten dieser Geschichte, Humor und v.a. Menschlichkeit wiederum andere. HBO arbeitet übrigens gerade an einer Umsetzung des Buches als TV-Serie, was sich meiner Meinung nach anbietet, denn das Buch lässt viel Platz, um die beschriebenen Begebenheiten und Charaktere weiter auszubauen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 13. Juni 2018 um 10:47

Kann ein Auto kontrovers sein? *grübel. Doch eher ein Autor, der Kontroversen auslöst.