Rezension

Ein Buch voller Überraschungen

Ich bin die, die niemand sieht - Julie Berry

Ich bin die, die niemand sieht
von Julie Berry

Bewertet mit 5 Sternen

Mal wieder habe ich etwas vollkommen anderes erwartet, als ich bekommen habe. Diesmal war es eine positive Überraschung.
Die Größte Überraschung war für mich die Zeit, in der der Roman spielt. Vom Klapptext her, bin ich irgendwie von der Gegenwart ausgegangen. Das Ganze spielt jedoch in der Vergangenheit. Eine genaue Zeit wird nicht genannt aber ich schätze es aufs 17./18. Jahrhundert. Also kein Mittelalter sondern eher Kolonialzeit (jaja ich weiß, ich bin ein Geschichtsfreak :P). Die zweite Besonderheit, ist der Schreibstil. Das Buch erinnert mit seinen kurzen Abschnitten an ein Tagebuch, liest sich aber wie ein Brief, da Lucas immer mit Du direkt angesprochen wird. Klingt vielleicht störend, war es für mich aber überhaupt nicht. Das Einzige, woran man sich vielleicht erst gewöhnen muss, sind die sprunghaften Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart, aber auch damit hatte ich keine großen Probleme. Denn zeigt deutlich wie Judiths Gedanken auch von Vergangenheit zu Gegenwart springen.

Die Sprache ist einfach gehalten, ohne all zu viele Ausschmückungen und passt hervorragend zu Judith, die ein einfaches Leben führt und noch nicht so oft in der Schule war. Allgemein bekommt man in dem Buch einen tiefen Einblick in Judiths Gefühlslage. Man fühlt mit ihr mit und lernt sie immer mehr zu verstehen und auch wenn ich sie manchmal gerne angeschrien hätte, so habe ich doch verstanden warum sie so handelt. Julie Berry schafft es Judith mit all ihren Charakterzügen exakt darzustellen. Die junge, unschuldige Judith genauso, wie das gebrochene, stumme Mädchen. Auch die anderen Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Allen voran Lukas, Darrel und Maria die Einzigen die Judith Halt geben und doch nicht ohne Fehler sind.

Das Buch ist kein Aktionroman. Die Handlung konzentriert sich ganz auf Judith und ihren Kampf zurück ins Leben, dabei ist es zu keiner Zeit langweilig, denn neben der Entwicklung Judiths, rücken auch immer wieder die Fragen: Was ist geschehen?, Wer hat Lottie ermordet? Und Warum wurde Judith die Zunge herausgeschnitten?, in den Vordergrund. Die Spurensuche wird nur durch kleine Hinweise hier und da gefördert und am Ende war es doch jemand vollkommen anderes, als ich erwartet hatte. Das Ende selbst hat mir sehr gut gefallen, aus Spoilergründen kann ich aber sonst nicht viel dazu sagen ;)

Fazit
Ein wunderbares, emotionales Buch, dass ich nicht aus der Hand legen konnte und vor allem mit seiner Protagonistin überzeugt.