Rezension

Ein Dorf und seine dunklen Geheimnisse - spannend

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod - Elisabeth Florin

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
von Elisabeth Florin

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Zucker floss durch ihre Adern, kesselte ihre Angst ein und verpasste ihr eine Glasur...“

 

In einen kleinem Bergdorf bei Meran sollen zwei Häuser abgerissen werden. Sergio Tutto steht unter Zeitdruck. Da teilt ihm einer der Arbeiter mit, dass man im Keller des Hauses die Leiche eines Kindes gefunden hat.

Lissie wird aus dem Meraner Krankenhaus entlassen. Sie war dort nach einem Kopfschuss behandelt worden. Noch leidet sie unter einer Anämie. Commissario Pavarottti holt sie ab, doch für sie ist er ein Fremder.

Die Autorin hat einen fesselnden und gekonnt konstruierten Krimi geschrieben.Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Dazu tragen auch die kurzen Kapitel bei.

Während Lissie verzweifelt um ihre Erinnerungen ringt, führt der tote Junge Pavarotti zurück in seine Vergangenheit. Der Junge war 1997 verschwunden. Damals war Pavarotti in die Ermittlungen einbezogen. Der Vater stand in Verdacht, den Jungen getötet zu haben. Aus Mangel an Beweisen und mit fadenscheinigen Alibis war er entlassen worden. Kurze Zeit später wurde er von seiner Frau erstochen. Sie beging Selbstmord. Pavarotti wird von seinen Schuldgefühlen getrieben. Er weiß, dass damals einiges versäumt wurde, weil sein Vorgesetzter in einer tiefen Lebenskrise war.

Lissie zieht ins Hotel, das der Tante des toten Kindes gehört. Doch sie erhält Warnungen. Im Ort liegt manches im Argen und viele scheinen eine Leiche im Keller zu haben.

Der Schriftstil des Buches unterstützt den hohen Spannungsbogen. Schnell wechseln die Handlungsorte. Ausgezeichnet gelingt es der Autorin. Lissies Verzweiflung wiederzugeben. Die Anämie hat ihr nicht nur die Erinnerungen der nahen Gegenwart genommen. Auch das letzte Zusammensein mit ihrem Vater ist aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Und doch gibt es Ereignisse, die den Schleier kurzzeitig lüften. Gleichzeitig aber ist Lissie eine gute Beobachterin. Das Mittel, was Lissie hilft, gelassener mit ihrer Situation umzugehen, ist Schokolade. Obiges Zitat beschreibt deren Wirkung. Leider glaubt Pavarotti Lissies Warnungen nicht. Sie fühlt sich bedroht und abgelehnt. Ein prügelnder Pfarrer, ein Schuldirektor, der zum Hausmeister mutiert, ein Junge, der bei der Flutung des Staudamms miterlebt, wie sein Opa von Polizisten erschossen wurde, dass sind nur einige der Geschichten aus der Vergangenheit, die wieder hochkochen. Als besonderes Stilmittel werden kursiv Episoden von Katharina, der Mutter des toten Jungen, eingefügt. Sie geben einen Einblick in ihr Leben. Nach und nach spitzt sich die Situation im Ort zu. Die Verstrickungen scheinen komplizierter zu sein, als sie aussehen. Gekonnt wird die düstere und niederdrückende Stimmung wiedergegeben. Ein Lichtblick im Geschehen ist Paul. Der Junge ist clever und hat ungewöhnliche Ideen. Die Autorin beherrscht das Spiel mit Worten und die Verwendung treffender Metapher. Geschickt werde ich als Leser genauso wie Pavarotti und sein Team mehrmals in die Irre geführt.

Das Cover mit der Kirche, die im Dunkeln zu verschwinden scheint, passt sehr gut zur Atmosphäre der Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte war abwechslungsreich und immer wieder für eine Überraschung gut.