Rezension

Ein düsteres Geheimnis am See

Das Haus der leeren Zimmer - Lesley Turney

Das Haus der leeren Zimmer
von Lesley Turney

Bewertet mit 3 Sternen

"Das Haus der leeren Zimmer" von Lesley Turney (im Original: "The Secret by the Lake") erschien als 4. Roman der englischen Autorin 2017 als tb im Verlag Piper. Übersetzt wurde er von Monika Köpfer.   Die Geschichte rankt sich im klassischen Sinne um Familiengeheimnisse und tragische Personen, denen man im Roman begegnet. Das Cover dürfte besonders Frauen ansprechen, die sehr gerne das Genre 'Familiengeheimnis' mögen, wozu ich mich durchaus auch zähle. 

"Als Amy von ihrer Freundin Julia und deren kleiner Tochter (Vivi) um Hilfe gebeten wird, packt sie umgehend ihre Koffer und reist nach Somerset. Doch in dem düsteren Haus am See ist nichts, wie es sein soll. Julia ist schwermütig, und die einsame kleine Viviane tröstet sich mit einer unsichtbaren Freundin, Caroline. Aber Caroline ist auch der Name von Julias älterer Schwester, die in ihrer Jugend unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Keiner der Dorfbewohner scheint über sie sprechen zu wollen - selbst der hilfsbereite Nachbar Daniel schottet sich ab...." (Quelle: Buchrückentext) 

Meine Meinung: 

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, das im Somerset des Jahres 1931 angesiedelt ist, in dem das Hausmädchen im Herrenhaus der Aldridges eine wertvolle Kette mit einem Rubinanhänger an sich nimmt... 

Die Hauptprotagonistin Amy kümmert sich als Erzieherin um die Tochter ihrer Freundin Julia im südlichen Frankreich Anfang der 1960er Jahre; Julia muss mit Vivi, ihrer Tochter, nach dem Tode ihres Mannes Frankreich verlassen und zieht in das geerbte Cottage in Blackwater, North Somerset, England. Hier beginnt die Geschichte sich zu entfalten, als Amy ihre Freundin  Julia unterstützen möchte und sich wiederum um deren Tochter kümmert. Nach einiger Zeit findet sie mit Hilfe von Daniel Aldridge, der nach dem Dach schaut, in einem alten Schulranzen den wertvollen Rubinanhänger - und verliebt sich in den netten Sohn des Nachbarn, dessen Familie seit langem mit der Familie Julias zerstritten ist... 

Der Roman ist eingängig und sehr leicht zu lesen, allerdings wirkte auf mich vieles etwas hölzern und konstruiert; auch die Schauerelemente, die stilistisch des öfteren anzutreffen sind, fand ich teils eher störend. Sie manifestieren sich in fremden Stimmen am Telefon, Schritten im Haus, Tassen fallen vom Kaminsims etc.  Positiv möchte ich aber die atmosphärische Dichte erwähnen, die sich in der reizvoll beschriebenen Landschaften des englischen Somerset und dem See wiederspiegeln. 

Die Rolle Amy's ist sehr aufopferungsvoll und gleicht zuweilen der einer Sklavin: Julia, die nach dem Tod ihres Mannes in Depressionen verfällt, kommt trotz fehlender Mittel keinesfalls auf die Idee, dass auch sie etwas an der Situation verbessern könnte; im Verlauf des Romans wird sie mir immer unsympathischer: Verwöhnt, handlungsunfähig und depressiv, Amy's Hilfsbereitschaft ausnutzend. Auch Amy konnte mich als Hauptfigur nicht richtig überzeugen, da es eigentlich über die Kräfte einer Person geht, zwei Menschen derart und auf Dauer zu unterstützen und dabei so selbstlos zu sein. Auch die Sprache fand ich zuweilen übertrieben ("Liebes"). 

Der Unterhaltungsfaktor ist extrem hoch, an Klarheit und Tiefgang mangelt es hingegen; in der Romanmitte gibt es Längen, die mein Leseinteresse eher erlahmen ließen, da sich inhaltlich und sprachlich vieles wiederholte. Auch die große Demut Amy's begann mich zu nerven. Gegen Ende des Romans spitzt sich die Dramatik zu, jedoch gib es m.E. inhaltliche Fehler, die dem aufmerksamen Leser nicht entgehen... 

Welche Rolle spielt der Pfarrer, der Lehrer und Mr. Croucher, der pensionierte Arzt, die allesamt die verstorbene Schwester von Julia, Caroline, als boshaft und niederträchtig beschreiben? Ob der schwere Schrankkoffer aus dem Schuppen Zeugnis ablegen kann, was damals wirklich passierte? 

Gibt es manches Vorhersehbare in diesem Roman, so hat mich der Plot doch im Positiven überrascht, vertieft die Aussagekraft des Romans und war so nicht absehbar. Die letzten Seiten sind dann fast allzu 'stimmig'; passen jedoch zum Schreibstil der Autorin. 

Fazit: 

Ein Frauenroman um ein düsteres Familienkapitel mit Schauerelementen; in eingängiger Sprache geschrieben und atmosphärisch, der mich dennoch leider nicht überzeugen konnte. Von mir gibt es 3 * und 76° in der Werteskala.