Rezension

Ein einfühlsames Kinderbuch über Tod, Verlust und Schmerz

Das Schmetterlingsprinzip - André Hötzer

Das Schmetterlingsprinzip
von André Hötzer

Bewertet mit 4 Sternen

An Fragen, wie können wir Kindern helfen, die um einen geliebten Menschen trauern, wie können wir ihnen den Kummer und die Gedanken an den eigenen Tod nehmen, hat der Autor sich herangewagt und versucht sie zu beantworten. Dabei ist dieses einfühlsame Buch herausgekommen.

Normalerweise rezensiere ich keine Kinderbücher. Seit ich aber zwei kleine Kinder habe, geistern mir die oben genannten Fragen unweigerlich im Kopf herum. Und als mir dieses Büchlein über den Weg gelaufen ist, wollte ich es lesen und schauen, ob es mir eine Hilfestellung sein könnte.

Der Einstieg ist klar und verständlich. Marie hat in den Ferien ihre geliebten Eltern verloren und spürt täglich diesen furchtbaren Schmerz und den Verlust. Sie weiß nicht, wie sie das jeh wird überwinden können. Sie weiß auch nicht, wie sie mit den Fragen ihrer Umwelt, insbesondere den Kindern aus der Schule, umgehen soll. Obwohl sie nun in der Obhut ihres geliebten Onkels ist, ist er ihr bei alledem keine Hilfe, denn der Onkel trauert selbst um seinen geliebten Bruder.

André Hötzer hat es geschafft, eine sehr angenehme und beruhigende Atmosphäre zu gestalten. Man spürt Maries Schmerz aber auch ihren Willen, sich dem Schmerz zu stellen und zu versuchen ihn zu überwinden. Dabei stößt sie auch auf die bekannte Frage, ob es denn erlaubt ist, keinen Schmerz mehr zu empfinden oder ihn abzuschwächen.

Der Autor zeigt schöne Antwortmöglichkeiten, Vorstellungen und Wege auf die oben genannten Fragen auf. Vieles verändert vor unseren Augen die ursprüngliche Form, warum sollte es nicht auch möglich sein, dass sich dieser Prozess auch nach dem Tode, für unsere Augen unsichtbar, vollzieht? Wenn aus einer Raupe ein Schmetterling werden kann oder aus Wasser Dampf, wieso nicht aus einem geliebten Menschen genau das, was man sich für diesen nach dem Tode wünscht!? Das hat mich sehr berührt. Denn dazu muss man nicht einmal an Gott glauben. Für das gute und beruhigende Gefühl reicht der Wunsch aus. 

André Hötzer zeigt auch glaubhaft die Unterschiede des Trauerns von Kindern und Erwachsenen. Beim Lesen kann man als Erwachsener bewusst versuchen zu ergründen, wie es einem selbst mit dem Gefühl des Verlustes geht / gehen würde und ob man in der Lage wäre, die Situation mit kindlichen Augen zu bewältigen. Denn eines wird am Ende klar, Marie findet viel leichter und viel schneller ihren Weg mit dem Verlust und dem Schmerz umzugehen, als ihr trauernder Onkel. Und genau das hat mich dann irgendwie etwas beruhigt. Irgendwann werde ich dieses Buch mit meinen Kindern lesen und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie sie darauf reagieren und was ihnen ganz unbedarft dazu einfallen wird und welche Fragen sie stellen werden. Denn ich finde, dieses Buch eignet sich sehr gut dafür über das Thema Tod und Verlust zu sprechen, ohne dass Kinder sich bereits in dieser Situation befinden und diese bewältigen müssen.

Zwei Kritikpunkte habe ich auch, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Der Autor wollte mit diesem Buch Kinder und Erwachsene gleichermaßen trösten und unterstützen, weshalb die Sprache nicht immer ganz kindermundgerecht ist. Zudem hätte ich mir viel mehr Zeichnungen gewünscht. Sie sind schön und lockern das Buch auf. Es gibt immer wieder Seiten, die ausschließlich Text zeigen. Da hätte mir gefallen, Lichtpunkte oder Schmetterlinge, Raupen usw. zu vorzufinden. Es müssen ja nicht immer große und detaillierte Zeichnungen sein. Sie hätten nicht nur das kindliche Auge erfreut. 

Zum Schluss gibt es eine kleine Sammlung von Sätzen, die einem wieder bewusst werden lassen, dass nur die Gegenwart sicher ist und wir in dieser unseren uns geliebten Menschen sagen sollen, dass wir sie lieben. Wenn möglich, nichts auf morgen verschieben, denn "Gestern ist Vergangenheit, Morgen ein Geheimnis, aber Heute ist ein Geschenk."!

Fazit:
Ein kleines Büchlein mit ernstem Thema, das sehr feinfühlig auf die Thematik Tod und Trauerbewältigung eingeht und durchaus dazu geeignet ist, mit Kindern über das Thema Sterben und Verlust zu reden und darauf einzugehen.