Rezension

Ein gelungener Reihenauftakt der Kaufhaussaga

Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht -

Das Kaufhaus – Zeit der Sehnsucht
von Susanne Berg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Handlung des Auftaktbands "Das Kaufhaus - Zeit der Sehnsucht" beginnt im Jahr 1879 in Stralsund und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Hier wohnten Flora Baumann mit ihrem Verlobten Leonhard Tietz. Dass sie zusammen leben konnten, war der Tatsache geschuldet, Floras Vater Abraham den Segen für die Hochzeit gegeben hatte. Leonhard teilte sich die Leitung mit Alfred Wagner, einem alten Schulfreund, vom angeschlagenen Unternehmen, welches Weißwaren herstellte. Flora mochte Alfred nicht wirklich und das hatte seinen Grund. Leonhard arbeitete sehr viel, denn als Teilhaber trug er auch Verantwortung. Nur gut, dass Flora zwei Mal die Woche bei ihrer Freundin Paula zum musizieren war. Flora mit ihrem Veloziped durch Stralsund fahren, das hätte ich gern gesehen ☺
Sie musste nun endlich mal daran gehen, ihr Hochzeitskleid zu nähen. Flora war eine begnadete Schneiderin. Da offenbart ihr Leonhard, dass er sich mit dem Gedanken trage, aus dem Unternehmen auszusteigen. Er hätte seine Gründe, so Leonhard gegenüber Flora. Einen Plan für die weitere Zukunft habe er noch nicht. Dreitausend Taler würde er als Ablösesumme erhalten. Der Hochzeit im Herbst stünde nichts im Weg. Vielleicht sollten sie nach Amerika auswandern, so wie Onkel Hermann Tietz. Dieser hatte immer wieder von den dortigen neumodischen, großen Warenhäusern berichtet. Aber Flora wollte nicht auswandern.
Auf Empfehlung von Paula sucht Flora das Geschäft von Alfred Holst auf, der alles anbot, was sie zum Schneidern des Hochzeitskleids benötigte. Sie war voller Freude und dennoch hatte sie Sorge. Leonhard würde für einige Tage auf Geschäftsreise gehen und dann war sie allein zu Haus. Sie hatte eine gewisse Furcht vor Alfred Wagner. Leonhard wollte sich persönlich von seinen Kontakten verabschieden und eventuell auch schon mal für die Zukunft schauen.
Zufällig hört Flora vor dem Geschäft von Holst, dass dies verkauft werden soll. Alters- und gesundheitsbedingt würde er es nicht mehr schaffen. Für Flora war der Laden ein Glücksgriff und so wird dies der Beginn einer neuen Ära, eines neuen Lebensabschnitts.
Der Autor hat verstanden, die Protagonisten lebendig darzustellen. Die Charaktere sind einerseits liebevoll dargestellt und auch passend der Zeit. Einerseits, denn da ist Flora, eine außergewöhnliche, durchsetzungsstarke Frau, und Liebe gibt es inklusive.
Insofern liegt der Fokus nicht nur auf Flora und Leonhard, sondern auch die "Nebencharaktere" werden anschaulich geschildert. .
In diesem Band geht es hauptsächlich um die Entwicklung von Flora und Leonhard. Dass immer wieder mal der Name des Onkels Hermann Tietz auftaucht, ist richtungsweisend für die Geschichte der Kaufhaus-Dynastie "Hertie".
Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Gliederung und Aufbau der Geschichte hat mir ebenso gut gefallen.
Das Cover hat mich sofort angesprochen.. Eine Frau, mit dem Rücken zum Betrachter, auf ein großes Gebäude im Hintergrund gehend. Die Farbe und Aufteilung des Titels - Untertitels harmonisch.
Zum Schreibstil sei nur so viel gesagt: Da kann sich so manche Autorin eine dicke Scheibe von abschneiden. Es hat mich total überrascht, dass sich hier ein Mann hinter dem Pseudonym Susanne von Berg verbirgt.  Hallo, sie brauchen sich wirklich nicht zu verstecken! Aber denke mal, dass dahinter die Frage steht: Kaufen Leser das Buch, wenn sie den Namen eines Mannes als Autor auf dem Cover lesen? Ich weiß es nicht. Mich persönlich hätte es nicht gestört.
Ein interessanter Auftakt zur Kaufhaus-Dynastie. Ich habe den Ausflug nach Stralsund sehr genossen, zumal ich dort schon einige Male in der jetzigen Zeit dort war. Ich liebe es, dort die Kirchen zu besuchen. Lohnenswert!!!