Rezension

Ein gelungenes Jugendbuch

Eragon 01. Das Vermächtnis der Drachenreiter - Christopher Paolini

Eragon 01. Das Vermächtnis der Drachenreiter
von Christopher Paolini

Bewertet mit 4 Sternen

Eragon war zur Zeit des Erscheinens ja DAS Buch. Vor allem, da es aus der Feder eines 15-jährigen stammte. Bisher habe ich um dieses Buch einen großen Bogen gemacht, da ich den Film Eragon damals im Kino sah und alles andere als begeistert war. Nun hatte Steppenwolf mir im Oktober die Aufgabe gestellt dieses Buch zu lesen – ursprünglich hat er es sich damals gekauft und nie gelesen.
Zu allererst war ich überrascht, wie gut Paolini mit seinen 15 Jahren schreiben konnte. Die Wortwahl ist alles andere als oberflächlich und einseitig, was ich für einen Menschen in diesem Alter erstaunlich finde – wobei ich ja nur die Übersetzung gelesen habe… Auch die Geschichte zeugt von außerordentlichem Einfallsreichtum. Jedoch hat er sich auch manche Dinge abgeschaut. So konnte ich Parallelen zum Herr der Ringe finden z.B. bei den Urgals/Kulls die bei Tolkien die Orks bzw. Uruk’hai sind. Doch mich hat dies nicht weiter gestört. Eigenartiger fand ich es dann schon, dass der Anführer der Varden aufgrund der Beschreibung mir das Bild von Benjamin Sisko aus Star Trek Deep Space Nine vor dem geistigen Auge entstehen ließ, doch dies kann auch nur Zufall sein.
Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, dass Eragon in diesem Buch einen weiten Weg geht vom Fund des Dracheneis bis zu seiner ersten Schlacht gegen eine Armee des Königs Galbatorix. Zwischendrin nimmt er sein Schicksal an und lernt unheimlich viel. Das klingt nun vielleicht banal, es liest sich jedoch gut. Paolini lässt hier und da Informationen in seine Handlung einfließen, so dass sich das Puzzle um den Hintergrund der Drachenreiter langsam zusammensetzt, ohne dass es jedoch schon vollendet wird – es muss ja noch Potential für die Fortsetzungen gelassen werden. Die Geschichte um Eragon ist gut und interessant aufgebaut und der Schreibstil ist wirklich angenehm, so dass man das Buch einfach lesen kann.
Doch gerade zu Beginn des Buches ist mir aufgefallen, dass die Ereignisse um Eragon Schlag auf Schlag kommen. Dies liegt nicht nur daran, dass Eragon keine Zeit hat zur Ruhe zu kommen. Nein, das liegt an Paolinis Schreibstil. Er hat mit Ergaon so viele Dinge geplant, dass diese Details direkt aufeinander folgen. Dies hat zur Folge, dass zwar das Erzähltempo hoch ist und somit keine Langeweile aufkommen kann, doch dadurch geht ein entscheidender Faktor verloren: die Tiefe. Den Charakteren, der Handlung, den zwischenmenschlichen Beziehungen, z.T. auch den Hintergründen fehlt es hier an Tiefe. Durch diesen Schlagabtausch der Ereignisse hat Paolini zwar ein gutes Buch geschrieben, doch für die atmosphärische Dichte eines High-Fantasy-Romans ist dieses für mein Empfinden zu oberflächlich. Stattdessen hat er mit Eragon ein hochklassiges Jugendbuch geschrieben. Denn gerade junge Menschen kann man mit einer solchen Dichte an Ereignissen gut bei der Stange halten. Vielleicht ist dies auch seinem eigenen jungen Alter geschuldet.

Fazit: Die Geschichte um Eragon, die in Das Vermächtnis der Drachenreiter erzählt wird, hat mir sehr gefallen. Dafür, dass Paolini das Buch in so jungen Jahren geschrieben hat, ist es ihm sehr gut gelungen. Allerdings erfolgen die Ereignisse so schnell auf einander, dass zwar das Tempo hoch ist, die Tiefe für meinen Geschmack jedoch zu sehr auf der Strecke bleibt. Für ein Jugendbuch ist es jedoch überaus gelungen.