Rezension

ein interessantes Ermittlerteam

Die Stille der Flut -

Die Stille der Flut
von Elke Bergsma

Bewertet mit 4 Sternen

Mit dieser neuen Serie, um die beiden Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken, habe ich eine sehr interessante und spannende Zeit in der Gegend um Aurich verbracht. Es ist schon alles nicht so einfach mit der Zusammenarbeit der beiden Frauen im gleichen Team in der Polizeiinspektion Aurich. Aber es ist ja eigentlich auch eine besondere Mission für Lina und sicher nicht für die Ewigkeit gedacht. Denn sie soll sozusagen undercover einen Maulwurf auf dieser Wache entlarven. Das ist natürlich nicht so einfach, denn sie arbeitet ja jetzt mit den zu Beobachtenden zusammen und eigentlich ist sie eine sehr freundliche und kommunikative Kollegin. Aber mit der Mission immer im Hinterkopf, ist eine unbeschwerte Zusammenarbeit nicht so gut möglich. Außerdem ist Kea für einen Führungsposten vorgesehen und hat jetzt natürlich die Angst, dass Lina ihr diese Stelle wegnehmen könnte. Auch das ist keine gute Vorraussetzung für eine freundliche und kameradschaftliche Zusammenarbeit. Mir tun beide Frauen leid, denn als Leser weiß ich ja nun, was es im Bezug auf die Arbeit und das seltsame Verhalten beider Frauen auf sich hat. Leider wissen das die Kommissarinnen ja nicht und daher bleibt der Umgang miteinander misstrauisch und zurückhaltend. Das finde ich sehr schade, denn die Beiden sind sehr sympathische und engagierte Frauen. Ich mag sie beide, auch wenn sie sehr unterschiedliche Charaktere sind. Aber wenn es gut lief, würden sie ein unschlagbares Team abgeben. Denn sie ergänzen sich sehr gut. Und ich habe auch Hoffnung, dass sie es auf die Reihe bekommen. Hier ist jedenfalls nicht nur die Suche nach dem Maulwurf sehr wichtig, denn es gibt auch einen aktuellen und interessanten Fall zu lösen. Dieser Fall hat es auch in sich und es ist lange nicht klar, in welche Richtung sich die Ermittlungen entwickeln werden. Es tauchen immer neue Gesichtspunkte auf und erst nach und nach bekommt man den richtigen Blick für die Verbrechen. Mir hat die Themenauswahl für das Verbrechen gut gefallen, denn es ist aktuell und wird trotzdem nicht so groß im realen Leben thematisiert. Daher finde ich den Fokus darauf sehr gut und es macht die Problematik vielleicht jetzt einem größeren Publikum bekannt.

Ansonsten lernen wir natürlich viele neue Personen kennen. Und auch sehr genau, denn Lina nimmt ja alle gut unter die Lupe. Mir sind die meisten Personen ganz sympathisch und besonders der Kollege Hauke sticht da heraus. Er ist aber nicht nur sympathisch, sondern er wirkt durch seine Handlungen auch etwas seltsam. Es hat mich auch erst unsicher gemacht, aber nachdem doch mal genaue Hintergrunderklärungen für sein Handeln ans Tageslicht gekommen sind, hat es sich für mich zum Besseren entwickelt. Denn es hat ja jeder so seine Probleme in diesem Buch. Auch an Lina und Kea gehen private Schwierigkeiten nicht vorbei - jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Die Vermischung zwischen Arbeitsleben und Privatleben ist immer aufregend. Wir erfahren viel über die Protagonisten und ihre Lebensweisen. Es wird alles sehr authentisch geschildert. Dazu kommt die besondere Art der Erzählung, denn jedes Kapitel wird entweder aus der Sicht Linas oder Keas erzählt. Man muss zwar immer etwas aufpassen, wer gerade die erzählende Ich-Figur ist, aber es macht es auch super spannend. Man erfährt ja dann die Sichtweise und die Motivation hinter den Handlungen der Erzählenden. So kann man Lina und Kea noch besser kennenlernen und ihre Gedankengänge verfolgen. Das hat mir jedenfalls großem Spaß gemacht. Der Schreibstil ist an sich flüssig und angenehm lesbar. Man bleibt immer im Geschehen drin und kann sich auch alles anhand der detailreichen Beschreibungen gut vorstellen. Ich kenne Aurich und die angrenzenden Gegenden gut und habe mich freut, alles gut wiederzuerkennen. Dafür mag ich auch Regionalkrimis und den damit verbundenen Ausflug in die beschriebenen Gegenden.

Mir hat dieser erste Band um die beiden Ermittlerinnen in Aurich sehr gut gefallen und ich kann das Buch mit einem guten Gewissen weiterempfehlen. Wer Regionalkrimis mit interessanten Ermittlerinnen mag, ist hier genau richtig. Ich hatte jedenfalls eine sehr unterhaltsame Lesezeit und freue mich schon auf den nächsten Band.