Rezension

Ein kleines, aber feines Büchlein mit autobiographischem Inhalt das mit wissenswerten Fakten aus aller Welt rund ums Stricken untermalt wird.

Innehalten, Masche halten -

Innehalten, Masche halten
von Karin Erlandsson

Stricken ist eine uralte Kunst, mit der man nicht nur wunderbare Kleidungsstücke schaffen, sondern auch die Welt verändern kann. Denn gerade in Zeiten, in denen die Welt ins Wanken gerät, bringt uns die Beschäftigung mit der Wolle, den Mustern und den Nadeln dazu, innezuhalten und die Balance wiederzufinden. In diesem ganz persönlichen Memoire erzählt Karin Erlandsson ihre eigene Strickgeschichte und darüber hinaus, wie wichtig das Thema von seinen Anfängen bis hin zur Gegenwart ist. Denn: Frauen, die stricken, veränderten schon immer die Welt - und ihren eigenen Lebensweg. Nachahmung dringend empfohlen.

Inhaltsangabe:

Dank ihrer Handarbeitslehrerin Inger entdeckte Karin Erlandsson in der dritten Klasse ihre Leidenschaft fürs Stricken. Bereits in ihrer ersten Schulstunde, in der ausschließlich das Maschenanschlagen geübt wurde, fühlte sich das junge Mädchen zur Wolle und zu den unterschiedlichsten Stricknadeln so hingezogen, sodass es nach nur kurzer Zeit gleichmäßig rechte und linke Maschen abstricken konnte. Um die neu erworbenen Kenntnisse zu festigen, strickte Karin Socken und Schals in verschiedenen Größen und Farben, bis sie mit gerade einmal 14 Jahren beschloss, aus Wollresten einen Pullover anzufertigen. Im Schlafzimmer ihrer Eltern sortierte die Schülerin die Wolle ihrer Mutter fein säuberlich der Farbe nach, um so einen genauen Überblick ihrer Vorräte zu erhalten. Da sie von jedem Knäul nur wenige Meter zur Verfügung hatte, stand schnell fest, dass der Pullover aus vielen bunten Streifen bestehen wird. Nach einer gut durchdachten Farbanordnung machte sich Karin Erlandsson ans Werk - ohne festes Strickmuster oder anderweitige Vorgaben. 
Drei Wochen lang arbeitete das junge Mädchen kontinuierlich an ihrem Pullover, bis sie diesen voller Stolz ihrer gesamten Familie präsentieren konnte - sehr zum Leidwesen ihrer Klassenlehrerin. Denn Karin's Enthusiasmus für ihr heimliches Projekt hatte zur Folge, dass sie hierfür ihre Schularbeiten vernachlässigte. Noch viele Jahre später erinnert sich die inzwischen erfolgreiche Mittvierzigerin gerne an ihre Kindheit und die damit verbunden ersten Strickversuche zurück. Bis heute ist sie ihrem Hobby treu geblieben. Kein Strickwunsch bleibt in ihrer Familie unerfüllt und kein Strickmuster scheint ihr schwer zu fallen. Egal wo Karin Erlandsson sich aufhält, man findet die finnische Autorin stets mit einer Tasche bepackt, in der sie neben Wolle und Nadeln sämtliche Utensilien darin verstaut, die für ihre aktuellen Projekte erforderlich sind. 
Und ihr neuestes Projekt in diesem Buch: Ein blauer Pullover...

Eigene Meinung:

Die 176-seitige Ausgabe "Innehalten, Masche halten - Wie Stricken unsere Seele wärmt" ist ein Mix aus einer Autobiographie und einem wissenswerten Nachschlagewerk mit Unterhaltungsfaktor rund um das Thema Stricken. Karin Erlandsson, die aus einer sehr fleißigen Handarbeiterfamilie stammt, erzählt von ihren Strickanfängen und wie sich allmählich die Liebe zur Nadel und Wolle verstärkt hat. Dabei verwebt sie wissenswerte Informationen mit eigenen Erfahrungen, die dem Strickthema eine tiefere Note verleihen, die ich in diesem Rahmen so nicht erwartet hätte. 
Zitat: Buch S. 32 "Alle anderen Fähigkeiten musste ich mir erobern, aber das Stricken wurde mir mitgegeben, es liegt in meiner DNA. Unendlich viele Jahre vererbten Frauenwissens sind in meinen Händen und in meinem Kopf gespeichert."
Karin Erlandsson's Vorräte an Wolle und Garnen wachsen stetig, ebenso ihre unterschiedlichen Projekte und Vorhaben. Besonders die Planung und Zusammenstellung der Wollfarbe und -qualität macht ihr besonders großen Spaß, wobei ersteres immer auf die Farbe Blau hinausläuft. 
Beim Lesen des Buches spürt man Seite für Seite, Zeile für Zeile und Satz für Satz, welche tiefe Liebe die Autorin ihrem Hobby entgegenbringt und welche Kraft sie aus diesem Schaffensprozess schöpft. Egal ob sie ihrem Mann einen Pulli strickt, ihrer kleinen Nichte einen Glitzercardigan anfertigt oder an einem Hoodie für ihren Sohn arbeitet - die Autorin genießt diese Handwerkskunst in vollen Zügen. Man bekommt regelrecht selbst Lust zu den Nadeln zu greifen um etwas zu stricken. 
Fazit: Ein kleines, aber feines Büchlein mit autobiographischem Inhalt das mit wissenswerten Fakten aus aller Welt rund ums Stricken untermalt wird. 
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen