Rezension

Ein kleines feines Buch

Das zweite Leben des Monsieur Moustier - Aude Le Corff

Das zweite Leben des Monsieur Moustier
von Aude Le Corff

Eine Schriftstellerin zieht zusammen mit ihrer Familie von Paris in ein kleines Haus auf dem Land. Einige Monate nach ihrem Einzug betritt plötzlich ein älterer Mann das Haus und bewegt sich wie selbstverständlich in Keller und Garten. Er ist wortkarg, abweisend und mürrisch. Sie lässt ihn gewähren und fortan kommt er fast täglich. Ganz langsam kommen die Beiden ins Gespräch. Vor allem die Geschichte ihrer Familien und das Verhältnis zu ihren Vätern ist Thema ihrer Zusammentreffen.

Das Buch wird aus Sicht der Schriftstellerin erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und gefällig, was das Buch zu einem echten Lesegenuss macht. Der Leser erfährt wenig über die Familie der Ich-Erzählerin oder andere Personen. Die Handlung beschränkt sich im Wesentlichen auf die beiden Protagonisten und macht sie dadurch noch eindringlicher. Wie prägt die Geschichte einen Menschen, was passiert, wenn ein Vater seine Rolle nicht oder nicht gut ausüben kann und inwieweit hat dies Auswirkungen auf die nächsten Generationen. Zudem erhält man einen Einblick in die Gedanken eines Schriftstellers, was die Vermutung aufkommen lässt, dass die Protagonistin autobiographische Züge der Autorin trägt. Stellenweise ist die beschriebene Stimmung sehr gedämpft, grau und fast schwermütig, aber nie auf unangenehme Art und Weise.

Alles in allem ein leises, unaufdringliches und dennoch intensives, tiefgründiges Buch.