Rezension

Ein König im Exil

König Hänschen auf der einsamen Insel - Janusz Korczak

König Hänschen auf der einsamen Insel
von Janusz Korczak

Bewertet mit 4 Sternen

„Nicht der Tod, sondern nur Verbannung“ lautet der Urteilsspruch des Rats der Könige über König Hänschen I, Reformator. Hänschen hat den Krieg verloren. Er gab den Kindern Rechte und sie vergaßen ihre Pflichten bis die anderen Könige eingreifen mussten. Jetzt soll Hänschen verbannt werden. Doch er fühlt sich immer noch als König und so plant Hänschen seine Flucht, um als König zurückkehren zu können. Es gibt allerdings vieles, über das er noch nachdenken muss.

Ein Kinderbuchklassiker, der äußerst interessant und in seiner Wortwahl alles andere als politische Korrekt im Sinne des 21. Jahrhunderts ist. Damit hatte ich sehr viel weniger Probleme als mit dem Rest, der erschütternd, durchaus grausam und dabei kindgerecht nüchtern ist. Hänschen trifft viele Menschen auf seinem Weg in die Verbannung und zurück. Er wird mit der unreflektierten Grausamkeit eines Kindes, der sadistischen Freude von Teenagern und der egoistischen Faulheit von Herrschenden konfrontiert. Überlegt, was an seinem so gutgemeinten Plan, der Kinderrechte so schrecklich schieflaufen konnte und wie er alles besser machen kann. Kindliche Romantik sucht man hier vergebens. Stattdessen findet man eine eher philosophische Geschichte, die auch Erwachsene zum Nachdenken anregt. Das Buch erschien erstmals in den 1920er Jahren und für damals war diese Betrachtung des Kindes als ein menschliches Wesen, das eigene Rechte verdient und doch angeleitet werden muss, um sie nutzen zu können, neu. Vor diesem Hintergrund liest sich das Buch nicht ganz so deprimierend wie es mir manchmal erschien.

Großartige, großformatige, farbige Illustrationen lockern die Geschichte auf und bringen gleichzeitig die Tragik des Ganzen auf den Punkt.

Ein Buch, das mich zwiespältig zurücklässt. Ganz gewiss ein wichtiger Kinderbuchklassiker und gleichzeitig eine erschütternde Geschichte, die nichts für schwache Nerven ist. Der Autor liefert keine Antworten, keine Lösungen, aber viel Stoff zum Nachdenken: über die menschliche Natur im Allgemeinen und das Wesen des Kindes im Besonderen.