Rezension

Ein Krimi mit Tiefgang

Nadjas Katze
von Ulrich Ritzel

Bewertet mit 5 Sternen

Nadja Schwertfeger kann keinem Antiquariat widerstehen und ganz besonders, wenn sie auf vergessene Autoren stößt. So findet sie ein kleines Büchlein eines Paul Anderweg, die sie elektrisiert. Sie spielt in einem kleinen Dorf auf der Alp in den letzten Kriegstagen und beschreibt ganz nebenbei ein handgearbeitetes Stofftier, eine schwarzgraue Katze mit rosa Seidenpfötchen.
Diese Katze ist Nadjas Kinderspielzeug, das einzige was ihr von ihrer leiblichen Mutter geblieben ist, die wohl eine Zwangsarbeiterin war und sie zurücklassen musste. So jedenfalls die Erklärungen ihrer Adoptiveltern.
Nadja beginnt den Spuren der Erzählung zu folgen und findet tatsächlich das Dorf und wird bei der weiteren Suche bald auf Hans Berndorf verwiesen, einem ehemaligen Polizeibeamten, der jetzt als Privatermittler in Berlin lebt. Beide beginnen den Spuren der Erzählung und des Autors zu folgen, vor allem da Berndorf auch merkt, dass seine Kindheit in der kleinen Erzählung Erwähnung findet. Sie müssen tief in der deutschen Vergangenheit graben, auch wenn ihre Suche und Fragen oft Misstrauen und Ablehnung hervorruft.
Das Buch wird als Kriminalroman bezeichnet, aber das es mehr als nur ein Krimi. Es ist ein spannendes Stück Zeitgeschichte, die hier erzählt wird. Die letzten Kriegstage, das schnelle Vergessen und die Umdeutung der Geschehnisse wird Stück für Stück ans Licht geholt und dann auch ein Verbrechen, das nun nach 70 Jahren ans Licht kommt, auch wenn die Täter schon längst nicht mehr leben.
Mich hat das Buch unglaublich gefesselt und interessiert, und besonders die beiden etwas spröd gezeichneten Hauptpersonen haben mich angesprochen. Ich mag den besonderen Stil Ritzels, die seine Krimis auszeichnen und aus dem Genre hervorheben.