Rezension

Ein Lesehighlight

Bella Germania - Daniel Speck

Bella Germania
von Daniel Speck

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München 2014: Es beginnt mit Julia, Modedesignerin, die in Mailand endlich ihren Durchbruch geschafft hat. Doch nach der Show steht ein älterer Mann plötzlich vor ihr, der behauptet, ihr Großvater zu sein. Er heißt Vincent und bittet sie, ihr zu helfen, einen Brief an seinen Sohn Vincenzo zu übergeben und ihn zu sich zu bringen. Obwohl Julia ihren Vater Vincenzo nur einmal als Kind gesehen hatte, hofft Vincent, dass sie ihm diesen Gefallen tut. Julia hat sehr darunter gelitten, dass Vincenzo nie Kontakt mit ihr wollte und er nie für sie als Vater dagewesen ist.

Mailand 1954: Vincent fährt nach Italien, um dort für seine Firma zu arbeiten. Er verliebt sich in das Land und auch in Giulietta. Aber sie ist einem anderen versprochen, Enzo, ihrem Verlobten. Die beiden verbindet eine tiefe Liebe, doch Giulietta heiratet Enzo und bekommt einen Sohn, Vincenzo.

Es wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart, in der Julia sich nach einigem Ringen auf den Weg nach Italien macht, um ihrem Vater Vincenzo den Brief von Vincent zu geben. Und auch in der Hoffnung zu erfahren, warum er nichts von ihr wissen wollte. Aus der Vergangenheit wird von der Familie Marconi 1954 geschrieben und wie alles begann.

Es wird die Geschichte von Giulietta und ihrem Zwillingsbruder Giovanni erzählt, wie sie mit ihrer Mutter und Enzo in einer kleinen Wohnung in Mailand leben. Wie Vincent in ihr Leben tritt und welche Auswirkungen dies auf ihr weiteres Leben hat. Die ganze Familiengeschichte von Giulietta, Giovanni, Concetta der Mutter der beiden, der wunderschönen Insel Salina, auf der alle aufgewachsen sind und gelebt haben, Vincenzo’s Lebensweg, sowie das Leben von Vincent.

Sehr erwähnenswert und besonders interessant ist die ganze Litanei der Gastarbeiter, die damals nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Sie wurden geduldet, solange sie gearbeitet haben, aber es wurde auch von ihnen erwartet, dass sie irgendwann wieder zurück in ihr Land fahren.

Genauso schwer hatte es Giovanni, als er nach Deutschland kam. Er hatte es sich alles wesentlich einfacher vorgestellt und wurde dann von der Realität eingeholt und seinen Traum, den er hier verwirklichen wollte, musste er lange Zeit beiseiteschieben.

Dann wurde von der RAF berichtet, da Julia’s Mutter Tanja eine sehr rebellische Zeit mit politischem Aufbäumen durchlebt hatte, in die auch Vincenzo mit hineingezogen wurde.

Daniel Speck, Drehbuchautor, hat mit diesem, seinem ersten Roman, voll ins Schwarze getroffen.

Der Schreibstil ist locker, flüssig und klar, ich war von der ersten bis zur letzten Seite gebannt am Lesen und dann so im Geschehen, dass ich gerne noch ewig weiter über die Familie Marconi gelesen hätte.

Außer dem wunderbaren Sprachstil werden so viele wunderschöne Zitate und Sprüche eingebunden, dass ich mich schon am Anfang in dieses Buch verliebt habe.

Dieser Roman ist begeisternd, ergreifend, mitfühlend, aufregend, spannend und interessant, mit verschiedenen Themen, Wendungen, Emotionen. Ich habe selten einen Roman gelesen, der mich so gefesselt und beschäftigt hat. Selbst nach dem Auslesen des Buches hat man das Gefühl, es gibt sie wirklich, die Marconi’s und was sie jetzt wohl gerade machen. Am liebsten wäre ich in den Laden von Giovanni gefahren, um mir leckere italienische Salami zu besorgen.

„Das Buch unseres Lebens müssen wir nicht allein schreiben. Es wird mitgeschrieben von denen, die um uns sind und fortgesetzt von unseren Kindern".

Mit diesem Zitat endet dieses wundervolle Buch.

Normalerweise schrecken mich Bücher über 400 Seiten eher ab, denn es muss schon sehr gut sein, um bei so vielen Seiten am Ball zu bleiben. Doch dieser Roman hat alles übertroffen. Es ist für mich eines der Lesehighlights dieses Jahres war.

Ich freue mich nicht nur riesig auf einen weiteren Roman von Daniel Speck sondern vor allem auf die Verfilmung dieses Buches.

Autor: Daniel Speck