Rezension

Ein Lesevergnügen der Extraklasse!

Wie ein fernes Lied - Micaela Jary

Wie ein fernes Lied
von Micaela Jary

Wir schreiben das Jahr 1939. Am Bahnhof umarmt Marga ein letztes Mal ihren Jugendfreund Michael. Er ist Klarinettist und er ist Halbjude. Mit Hilfe einer Band versucht er Deutschland zu verlassen. Wird Marga ihn jemals wiedersehen? Vergessen kann sie ihn nicht, haben sie doch unendliche Stunden gemeinsam in den Hamburger Tanzlokalen verbracht. Als Marga erfährt, dass Michael unter falschem Namen in Paris lebt, will sie unbedingt dorthin. Sie wird Sängerin in Harald Alsens Band und schon bald touren sie durch Dänemark und schließlich geht es auch nach Paris. Immer an ihrer Seite – Harald. Harald, der ihr immer wieder hilft, sie aufrichtet, ihr beisteht. 

Dann Paris, 1999. Die junge Pianistin Andrea finanziert sich ihr Studium mit regelmäßigen Auftritten in Hotellobbys. Immer wieder fällt ihr ein älterer Herr auf, der ihrer Musik zu lauschen scheint, doch wer ist er? Als sie ihn ansprechen will, scheint er vor ihr fliehen zu wollen. Der alte Mann gerät in einen Unfall. Andrea fühlt sich schuldig und will Erkundigungen über ihn einziehen. Der Journalist Frank Renner hilft ihr. Bei den Recherchen erfährt sie nicht nur einiges über den alten Herrn, sondern auch über ihre eigene Familiengeschichte. 

„Wie ein fernes Lied“ – das ist eine fesselnde und tief bewegende Geschichte. Mit ihrer Erzählkunst schafft es Micaela Jary ein weiteres Mal, mich zu fesseln und zu begeistern. Die Geschichte ist so spannend und auch so authentisch. Sie ist unterhaltsam, geheimnisvoll, unvergesslich. Mit großer erzählerischer Kraft und Einfühlungsvermögen führt uns die Autorin in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Menschen müssen untertauchen, müssen fliehen. Tanz und Musik, alles wird kontrolliert, Nicht-Deutsches wird verboten. Trotz der Schwere dieses Themas ist da eine Leichtigkeit. Micaela Jary lässt Künstler und Musik lebendig werden. Ich „musste“ mir immer wieder die Originalstücke anhören, mir die wahren Künstler der Zeit ansehen. So war ich beim Lesen mittendrin. 

Zwei Erzählstränge, zwei unterschiedliche Zeiten und doch sind die Geschichten miteinander verwoben. Es ist eine Geschichte voller Liebe, Verzweiflung und Verlangen. Wunderschön und bewegend. Schon nach den ersten Zeilen des Romans war mir zumute, als würde ich zeitgleich einen Film sehen, so lebendig ist alles, so farbig, so voller Musik. 

„Wie ein fernes Lied“ - Ein Lesevergnügen der Extraklasse!