Rezension

Ein raffinierter Plot

Die rätselhaften Honjin-Morde -

Die rätselhaften Honjin-Morde
von Seishi Yokomizo

Bewertet mit 4 Sternen

Mit “Die rätselhaften Honjin-Morde“ des vor gut 40 Jahren verstorbenen in Japan berühmten Autors Seishi Yokomizo liegt endlich die deutsche Übersetzung eines Kriminalromans vor, der bereits 1946 als Serie und 1973 als Buch existierte. Der Autor hat gründlich recherchiert, eine Menge Material zusammengetragen und Zeugen befragt. Als Ich—Erzähler ist er Teil der Geschichte und wendet sich immer wieder direkt an den Leser, um sicherzustellen, dass seine Hinweise verstanden werden.

Kenzo Ichiyanagi, der älteste Sohn der Witwe Itoko, will im Alter von 40 Jahren endlich heiraten. Seine Auserwählte, die junge Lehrerin Katsuko, wird jedoch wegen ihrer bäuerlichen Herkunft von der Familie zunächst abgelehnt. Kenzo setzt sich durch und bereitet die Hochzeit auf dem Anwesen der reichen und angesehenen Familie vor. In der Hochzeitsnacht sind jedoch plötzlich Schreie zu hören und jemand spielt die Koto. Als sich Angehörige Zugang zum Schlafzimmer der Brautleute verschaffen, bietet sich ihnen ein furchtbarer Anblick. Die Eheleute liegen in ihrem Blut auf dem Bett. Das Besondere daran ist, dass es keine Hinweise auf einen Eindringling gibt, auch nicht wie dieser das von innen verschlossene Zimmer verlassen hat. Ginzo, der Onkel der Braut, ruft den befreundeten Privatdetektiv Kosuke Kindaichi zu Hilfe. Diesem gelingt es schließlich, den Tathergang zu rekonstruieren und das Rätsel des Locked Room Murder Mystery zu lösen. Dem Leser gelingt das mit Sicherheit nicht. Da gibt es falsche Fährten und Verdächtige wie den heruntergekommenen Mann mit den drei Fingern, der vor der Tat im Dorf gesehen wurde und der sich ausdrücklich nach der Adresse der Familie erkundigt hatte.

Der Autor schreibt einen Roman in einem traditionellen Genre, zeichnet aber auch ein Porträt von komplizierten Familienstrukturen und äußert sich kritisch zu gesellschaftlichen Verhältnissen. Trotz des geringen Umfangs erhält der Leser ausreichende Informationen über die beteiligten Personen und den Schauplatz. Ich habe den spannenden Roman gern gelesen.   

Kommentare

easymarkt33 kommentierte am 20. September 2022 um 15:02

Ein japanischer Krimi im Agatha Christi-Stil    

Im ländlichen Ort Okamura spielt sich im Jahre 1937 nach erfolgter Hochzeit bei der Ichiyanagi-Famile in der Hochzeitsnacht eine Tragödie ab: Das frisch vermählte Paar liegt ermordet im von innen verschlossenen Schalfzimmer. Nur ein blutiges Samurai-Schwert, im frisch gefallenen Schnee, zeugt im Hof auf die Tatwaffe. Das ganze Rätsel in seiner Kompliziertheit an Puzzlestücken wird gelöst durch den privaten Ermittler Kosuke Kindaichi, der den scheinbar gewaltsamen Tod  von Kenzo Ichiyanagis und seiner Braut Katsuko Kubo auf dem Anwesen in Yamanoya überzeugend entflechten kann, ähnlich den sogenannten Locked Room Murders, anklingend an Thriller von Agatha Christie u.a.. In den meisten kommt am Ende ein ziemlich enttäuschender mechanischer Kunstgriff zum Einsatz. Außerdem erhält man Einblicke in eine ländliche Sake-Zeremonie anlässlich einer Hochzeit, wird vertraut gemacht mit essenziellen Elementen der traditionellen japanischen Architektur.