Rezension

ein rasantes Katz- und Mausspiel, bei dem man zu keinem Zeitpunkt weiß, wem man trauen kann

Kalk - Jan Akebäck

Kalk
von Jan Akebäck

Bewertet mit 5 Sternen

Jan Akebäck schreibt unglaublich eindringlich. Nicht brutalste Gewalt dominiert, diese wird nur sparsam eingesetzt und sorgt daher für regelrechte Leidensmomente. Nein, perfide Bedrohungsstimmung sorgt für Gänsehaut, die sich so schnell nicht vertreiben lässt.

Ilias Karlmann ist nach dem Mauerfall nach Schweden geflohen und lebt dort seitdem wie ein Einsiedler und in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Die wenigen Kontakte, die er pflegt, sind zu Frauen, die er auch nicht nah genug an sich heranlässt, um ihm gefährlich zu werden. Seinen wahren Namen kennt niemand, ansonsten würde er zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr leben.
Dies zieht sich systematisch durch das Ebook – Ilias ist und bleibt ein Phantom, welches der Leser nur sehr zögerlich und gering enttarnen kann. Nicht alle Fragen werden abschließend beantwortet, aber ich finde, dies gehört zu einem Mensch, der die letzten Jahrzehnte durch Zurück- und Geheimhaltung überleben konnte, irgendwie auch dazu.

Ungewöhnlich ist die ermittelnde Person in diesem Ebook. Wer hier die üblichen Ermittler erwartet, könnte enttäuscht sein, denn drei Damen, die sich zufällig zusammenfinden, übernehmen die Hauptarbeit. Das Trio besteht aus Britta, Ilias’ Nachbarin, Laura, seine Tochter die er nie kennenlernen konnte und sie ihn deshalb sucht, und Marina, die selbst aus der Ukraine floh und in Schweden bisher in Ruhe und Frieden leben konnte.
Allen voran ermittelt Marina auf eigene Faust, sie kann blitzschnell Situationen einschätzen und daraus ihre Schlüsse ziehen. Auch die richtige Portion Mut fehlt ihr nicht, es mit ausgewiesenen Fachkräften für Mord und Folter aufzunehmen.

Jan Akebäck schreibt unglaublich eindringlich.
Nicht brutalste Gewalt dominiert, diese wird nur sparsam eingesetzt und sorgt daher für regelrechte Leidensmomente. Nein, perfide Bedrohungsstimmung sorgt für Gänsehaut, die sich so schnell nicht vertreiben lässt.

Auch die historisch wahren Gegebenheiten der DDR werden gekonnt eingearbeitet, so dass der Leser schnell Parallelen zu ihm bekannten Informationen herstellen kann.
Ich war zu Beginn skeptisch, ob dieses Ebook wirklich das Richtige für mich ist. Die Mauer fiel als ich noch ein Kind war, eigene Eindrücke aus dieser Zeit habe ich nicht und musste mich daher auf Überlieferungen und eigene Recherche verlassen. Dies war zu keinem Zeitpunkt ein Problem, da dieses Thema zwar die Grundlage für diesen Krimi darstellt, aber nicht so sehr dominiert, dass ein unkundiger Leser an diesem Plot verzweifeln müsste.

Fazit: Jan Akebäck inszeniert ein rasantes Katz- und Mausspiel, bei dem man zu keinem Zeitpunkt weiß, wem man trauen kann. Das Böse scheint immer einen Schritt voraus zu sein und schlägt unbarmherzig zu.

Eindeutige Leseempfehlung für Liebhaber nicht zu brutaler, aber komplexer Unterhaltung.

Kommentare

Janine2610 kommentierte am 31. Januar 2014 um 23:56

"Perfide Bedrohungsstimmung", die Gänsehaut hervorruft, hört sich irgendwie richtig gut an. - Da machst du mir mit deiner Rezension hier gerade richtig Lust auf dieses Buch!

Liebe Grüße <3, Janine