Rezension

Ein Regionalkrimi der besonderen Art

Ungeboren -

Ungeboren
von Ralf Becker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Norbert Jaeger schnorrt sich durch und säuft sich um seinen Verstand. Dann wird ihm ein Auftrag aus alter Freundschaft in Nauenheim zugeschoben. Den erledigt Jaeger mit links, denn er ist trotzdem immer noch Journalist. Sein journalistischer Riecher bringt ihn dann auch auf die richtige Spur, als eine junge hochschwangere Frau verschwindet und eine Hebamme erschossen wird.

Kaum ist er in Nauenheim angekommen heftet sich ihm der Waise Jeremias an die Fersen. Er lässt sich auch nicht abschrecken, als Jaeger ihn wirklich mies behandelt. Doch mit der Zeit entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis.

Nach einem heftigen Prolog lernen wir Norbert Jaeger kennen, und zwar von seiner unangenehmsten Seite. Es nur darauf aus, sich zu besaufen und einen Dummen zu finden, der das finanziert. Das ging mir auf die Nerven, so dass ich fast versucht war, das Buch zur Seite zu legen. Glücklicherweise habe ich es nicht getan. Denn die Hintermänner in diesem Kriminalfall haben eine ganz spezielle Methode entwickelt, um an Geld zu kommen. Die Informationen die Jaeger dann miteinander verknüpft, zeigen ein schreckliches Bild von dem, was da im beschauliche Eifelstädtchen Nauenheim abgeht. Doch die Polizei will von seinen Hinweisen nichts wissen.

Im Laufe der Geschichte erfahren wir, was Jaeger dazu gebracht hat, vom gefragten Journalisten zum Wrack zu werden und man kann sogar nachvollziehen. Jeremias hat die Hoffnung aufgegeben, dass er jemals in einer Familie aufwachsen wird. Er nimmt das Leben wie es kommt, möchte Schriftsteller werden und ist nicht auf den Mund gefallen. Obwohl Jaeger ihn anfangs sehr gemein behandelt, lässt er sich nicht abschütteln, denn er hofft auf Tipps für seine Schriftstellerei. Aber auch Franz gefällt mir gut, der sich plötzlich in Gesellschaft von Jaeger und Jeremias wieder recht jung fühlt. Kommissar Fröhlich, der eigentlich bald in den Vorruhestand gehen möchte, hat noch mal eine harte Nuss zu knacken. Sein Mitarbeiter Qualmbach hält sich für ein Genie, ist aber eher ein Vollpfosten. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Charaktere, die auch unterhaltsam und gut beschrieben sind.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und durchaus anspruchsvoll. Aber die Situationskomik und die wundervollen Wortspielereien sind einfach toll.

Nachdem die Ermittlungen in dem Fall zunächst nicht richtig in die Gänge kommen, wird es mit der Zeit immer spannender und für Jäger und seine Helfer auch gefährlich.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.