Rezension

Ein Roman der den Leser fordert und nicht nur so dahinplätschert

Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud - Christa Wolf

Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud
von Christa Wolf

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 
Los Angeles (auch Stadt der Engel genannt) Anfang der 90er Jahre: 
Eigentlich will sich die Erzählerin den Briefen einer L. die sie im Nachlass einer verstorbenen Freundin gefunden hatte widmen. Doch eigentlich verbringt sie die Zeit auch damit ihre eigenes Leben zu überdenken, ihre Zeit in der DDR ebenso wie auch die Aufforderung ihrer amerikanischen Freunde, sie müsse ja jetzt wohl emigrieren. Jetzt wo Deutschland wieder vereinigt sei. Auch hierzu nimmt sie Stellung und überlegt wie gut oder schlecht sie diese Tatsache findet. 

Meine Meinung:
Es ist manchmal nicht ganz einfach, die Autorin von der Erzählerin in diesem Roman zu trennen. Vieles von dem, was die Erzählerin erlebt könnte, so oder ähnlich auch Christa Wolf erlebt haben. Ich denke schon das einges von dem, was sie selbst über die Wende dachte und wie sie empfunden hat in den Roman mit eingeflossen ist. Interessant finde ich persönlich vor allem auch die Amerikaner die sie beschreibt und die zumindest in ihrer Erzählung Deutschland vor allem mit dem Holocaust verbinden und nun auch erwarten, das man die Wende gefälligst positiv empfindet. Was die Erzählerin wirklich denkt, verschweigt sie allzu oft, weil sie merkt, das man von ihr eine bestimmte Antwort erwartet und nichts Anderes. Die Beschreibung eines Freundeskreises der sich in New York zusammenfindet und irgendwie Intelektuell diskutiert und bei politischen Fragen doch immer wieder die die Meinung vertritt, dass die Erzählerin unbedingt emigrieren müsste –und diese sich nicht nur einmal fragt warum sollte sie das tun? Andererseits bekommt man gerade durch den Blick von der Ferne irgendwie eine andere Sichtweise, ebenso wie die Erzählerin, die ihre Zeit auch dazu nutzt, über ihre eigene Rolle nach zu denken. 

Die Athmosphäre die Christa Wolf aufbaut kann mich einmal mehr begeistern. Kritisch beleuchtet sie nicht nur die Zeit über die sie schreibt, sondern auch ihre eigenen Figuren und nicht zuletzt auch ihre Erzählerin.Und das in ihrem wunderbaren Stil der mich, wie immer nicht loslässt. So manches mal bin ich dann auch anderer Meinung als die Figuren was aber irgendwie eher zu einer Stummen Diskussion mit mir selbst führte, ab und an hätte ich mir gewünscht in die Gespräche im Roman mit ein steigen zu können. Ein Roman, der den Leser fordert und nicht nur so vor sich hinplätschert. Andererseits habe ich nicht wirklich etwas Anderes erwartet. Denn eigentlich wundere ich mich ja nicht darüber das mit der Roman so gefallen hat, Christa Wolf ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen und eine der wenigen Zeitgenössischen anspruchsvoll schreibenden Autoren, die ich mag.