Rezension

Ein Roman, der erzählt von Liebe und Schmerz, von der Kraft der eigenen Wurzeln und von dem Mut, den man braucht um nach einer Katastrophe wieder neu anzufangen und das Leben neu lieben zu lernen

Bella mia - Donatella Di Pietrantonio

Bella mia
von Donatella Di Pietrantonio

Bewertet mit 5 Sternen

Donatella Di Pietrantonio, Bella mia, Kunstmann 2016, ISBN 978-3-95614-091-4

 

In ihrem Debütroman „Meine Mutter ist ein Fluss“ beschrieb die italienische Schriftstellerin Donatella Di Pietrantonio mit einer dichten Sprache voller Poesie die schwere Lebensgeschichte ihrer Mutter. Sich mit ihren Worten regelrecht frei schreibend, näherte sie sich der gemeinsamen Lebensgeschichte von Mutter und Tochter bis sie einen vorher nicht für möglich gehaltenen Punkt erreicht, an dem so etwas erfahrbar wird wie Versöhnung zwischen  Tochter und Mutter. Eine Versöhnung, die es der Tochter auch in der Zukunft ermöglichen wird, selbst mehr als Mangel zurückzugeben.

Auch ihr zweiter Roman „Bella mia“ führt den Leser wieder in die archaisch anmutende Welt der Abruzzen. Es ist die 2009 von einem Erdbeben in Schutt und Asche gelegte Stadt L’Aquila, die in einem Volkslied als „Bella mia“ besungen wird.

 

Man würde vermuten, dass in diesem Buch auch darum geht, wie eine verfehlte und korrupte Politik bei diesem Erdbeben nicht nur zu einer hohen Zahl von Opfern geführt hat , sondern auch den nötigen Weideraufbau auf unabsehbare Zeit hin verzögert. Doch um diese Dramatik geht es nur am Rande.

 

Die Hauptfigur dieses wieder mit viel psychologischem Gespür geschriebenen und von Maja Pflug gewohnt gekonnt übersetzten  Romans, Caterina, hat bei dem Erdbeben 2009 ihre Zwillingsschwester Olivia verloren.

Sie, die als Erzählerin ihre Geschichte erzählt, lebt nun zusammen mit ihrer Mutter und dem Sohn ihrer Schwester am Stadtrand. Sie hat sich ihre Keramikwerkstatt wieder aufgebaut und setzt sich, von Donatella Di Pietrantonio sensibel und warmherzig beschrieben, mit dem Leben ihrer Schwester auseinander und mit dem Verhältnis der beiden Zwillinge.

 

Neben den tiefgehenden Inneneinsichten der Beziehung zweier Schwestern ragen die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen in diesem Roman hervor. „Bella mia“ ist ein Roman, der erzählt von Liebe und Schmerz, von der Kraft der eigenen Wurzeln und von dem Mut, den man braucht um nach einer Katastrophe wieder neu anzufangen und das Leben neu lieben zu lernen.