Rezension

Ein Roman wie eine kühle Sommerbrise: Leicht und wohltuend erfrischend

Zaubersommer in Friday Harbor - Lisa Kleypas

Zaubersommer in Friday Harbor
von Lisa Kleypas

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

 

Ein untreuer Freund, eine verräterische, egoistische Schwester und eine heimliche Gabe, das sind drei Dinge, die Lucy Marinns Leben nicht gerade einfacher machen. Überzeugt davon, dass ihr Leben in Scherben liegt, übersieht sie beinahe, dass ihr Glück gar nicht so weit entfernt ist.

 

Lucy Marinn ist eine hervorragende Glaskünstlerin. Unter ihren Händen erwacht das Material regelrecht zum Leben und das im wortwörtlichen Sinn. Schon als kleines Kind musste sie erkennen, dass sie ihre heftigsten Gefühle in das Glas einfließen lassen kann und es sich daraufhin in Schmetterlinge, Vögel oder auch Fledermäuse verwandelt.
Doch all das bewahrt sie nicht davor, von ihrem langjährigen Freund mit der eigenen Schwester betrogen zu werden. Schwer getroffen zieht sie sich zurück, überzeugt davon, selbst die Schuld an dem Betrug zu tragen.
Dann läuft ihr Sam Nolan über den Weg, ein attraktiver Winzer, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Allerdings legt er keinerlei Wert darauf, sich fest zu binden und eine lockere Affäre kommt für Lucy absolut nicht in Frage.
Aber können sie sich trotzdem wirklich voneinander fern halten?

 

 

Meinung

 

Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist Lisa Kleypas’ Händchen für gut durchdachte Figuren. Und das nicht bloß hier, sondern auch im gesamten Buch. Selbst die Nebenfiguren besitzen einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann und man würde gerne mehr über sie erfahren, vor allem über Sams Brüder Alex und Mark, deren Schicksal ja in den beiden anderen in sich abgeschlossenen Bänden über Friday Harbor geschildert wird.
Die Annäherung der zwei Hauptcharaktere erfolgt dabei mit sehr viel Sensibilität und nicht Knall auf Fall, wie man es von herkömmlichen Liebesschnulzen kennt. Die Autorin schafft es, die aufkeimenden Gefühle der beiden ohne viel Kitsch oder schwülstige Worte realistisch und doch romantisch darzulegen. Poetisch geschriebene Szenen wechseln sich mit liebevoll gestalteten Alltagsgeschehnissen ab und sorgen für genügend Abwechslung.

 

Daneben spielt Magie eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht allein Lucy bezaubert durch ihre tiefe Verbundenheit mit dem Glas, das sich unter dem Einfluss ihrer Gefühle in etwas Lebendiges verwandelt. Nein, auch Sam besitzt eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht, die Bedürfnisse Pflanzen aller Art zu verstehen.
Leider geht diese Magie in der Story etwas unter. In manchen Szenen wirkt sie sogar lediglich als Mittel zum Zweck, um die Verbundenheit der zwei Protagonisten zueinander aufzuzeigen. Eine kleine Portion mehr davon hätte dem Roman sicher nicht geschadet, ohne sofort das übernatürliche Element zu stark in den Mittelpunkt zu rücken. So erscheint es mir ein bisschen zu zaghaft dosiert.
Ebenso verhält es meiner Meinung nach mit den Beschreibungen zu Lucys Beruf. Sams Beziehung zu seinen Weinstöcken und seinem Gut wird im Gegenzug dazu sehr ausführlich dargestellt, auf eine Art und Weise, die ich mir auch für Lucy und ihre Arbeit gewünscht hätte.

 

Fazit

 

Zaubersommer in Friday Harbor ist ein wundervoller Liebesroman für alle, die Vertreter dieses Genres mit mehr Tiefe bevorzugen. Einfühlsam dargestellte Figuren und eine realistische Annäherung der beiden Hauptcharaktere aneinander machen das Werk zu einem wahren Lesegenuss. Obwohl die Magie, die schon im Titel angedeutet wird, und Lucys Profession ein wenig zu kurz kommen, unterhält das Buch von der ersten bis zur letzten Seite.
Wer also etwas sucht, um sich über den verregneten Sommer hinwegzutrösten und sich verzaubern zu lassen, der kann hier bedenkenlos zugreifen!