Rezension

Ein scharlachrotes "A"

Der scharlachrote Buchstabe - Nathaniel Hawthorne

Der scharlachrote Buchstabe
von Nathaniel Hawthorne

Der scharlachrote Buchstabe ist ein A - für adultery, Ehebruch? Hester Prynne wurde von ihrem Mann in die amerikanischen Kolonien vorausgeschickt; er selbst ist nie angekommen, doch Hester hat ein Kind geboren. Das ist 1642 in Boston in der Gemeinschaft der Puritaner gleichbedeutend mit dem Tod: Auch wenn Hester nicht hingerichtet wird, muss sie nun den scharlachroten Buchstaben sichtbar auf ihrer Kleidung tragen und wird dadurch von der Gesellschaft ausgestoßen und mit einer Art sozialem Tod bestraft. Gleich das erste Kapitel zeigt Hester, wie sie mit dem Säugling auf dem Arm am Pranger stehen muss. Doch trotz aller Reue und Gewissensbisse: Hester verrät nicht, wer der Vater ihres Kindes ist.

Sieben Jahre lang trägt sie das Zeichen ihrer Schande, ohne aufzubegehren. Ihre kleine Tochter Pearl, die mit ihr in einem abgelegenen Häuschen wohnt, wird ein lebhaftes Kind, das sich keinen Regeln fügt - ein Symbol für ihre Tat? Auch wenn Hester den Vater ihres Kindes nicht angibt: Der Leser erkennt schnell, um wen es sich handelt. 

Dieser Roman bietet keine action: Die Anfangsszene steigt ein, als Ehebruch, Schwangerschaft und Verurteilung schon vorbei sind. Ein großer Höhepunkt wird zum Schluss aufgebaut. Dazwischen ist Psychologie gefragt. Hawthorne beschreibt mit viel Einfühlungsvermögen und mit Allegorien; seine Kritik an der Gesellschaft ist deutlich. Die lange Einleitung "Das Zollamt", die nicht direkt mit der Handlung des Romans zu tun hat, verdeutlicht seine Einstellung. Und so ist dieser Roman trotz der uns fremden Welt auch heute noch modern und lesenswert.