Rezension

Ein schönes, aber auch ernsthaftes Buch

Etta and Otto and Russell and James
von Emma Hooper

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im ländlichen Kanada weit weg von jedem Ozean leben Etta und Otto schon seit Jahrzehnten. Nebenan wohnt Russell, er ist seit Kindheitstagen Ottos bester Freund und genauso lange in Etta verliebt. Eines Tages beschließt Etta sich auf die Reise zu machen, um den Ozean zu sehen, über den sie bisher nur gehört hat. Sie läuft einfach Richtung Osten los und beginnt damit nicht nur eine Reise zum Meer, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit. Denn Etta ist dement und so vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart zusehends.

Die Handlung wird abwechselnd aus Ettas, Ottos und Russells Sicht erzählt, dabei wechselt die Länge der einzelnen Erzählabschnitte, so dass man als Leser mal mehr und mal weniger aus einer Perspektive erfährt. Gleichzeitg wechselt die Erzählung zwischen der Gegenwart, in der Etta auf dem Weg zum Meer ist und Otto und Russell Zuhause zurückbleiben, und der Vergangenheit, als Etta eine junge Lehrerin der beiden Jungen war und Otto schließlich in den Krieg zog. Bei manchen Wechseln braucht man als Leser einen kurzen Moment um sich in der neuen Perspektive und Zeit zurecht zu finden, doch insgesamt bleibt die Erzählung dadurch sehr abwechslungsreich. Nach und nach wird immer deutlicher, dass nicht nur Ettas Reise und ihre fortschreitende Demenz ein wichtiges Thema des Buches sind, sondern auch Ottos Traumatisierung im Krieg und wie er, aber auch Etta, dieses Trauma noch immer versuchen zu verarbeiten.

Insgesamt ist das Buch durch eine einfache Sprache und trotz der kleinen Verwirrungen sehr gut zu lesen. Gut gefällt mir auch, wie manche Fragen, die man sich beim Lesen unwillkürlich stellt, erst spät im Laufe des Buches beantwortet werden. Allerdings gibt es auch die ein oder andere Frage, die am Ende offen bleibt. Ich finde es ein wirklich schönes Buch, dass sich mit zwei ernsten Themen befasst und diese dem Leser gut nahe bringt.