Rezension

Ein schönes Pferdebuch für Erwachsene

Pferdemähnen und Apfeltorten -

Pferdemähnen und Apfeltorten
von Mari Zurheide

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als den drei Freundinnen Ricca, Karla und Nike ihre Wohnung gekündigt wird sind sie erstmal schockiert. In Kiel ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Doch dann bietet sich den dreien außerhalb eine großartige Chance: Mit dem gemütlichen Appelhof, der für sie schon immer eine Zuflucht war, erfüllen sie sich einen Traum, von dem sie gar nicht wussten, dass sie ihn hatten. Zwar liegt der Hof etwas abgelegen und er ist auch renovierungsbedürftig, aber das kann die jungen Frauen nicht bremsen. Einsamkeit kommt nicht auf, mit ihren Pferden sind sie überglücklich – doch dann droht ihnen Neid und Gier einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ich liebe Pferdebücher und so konnte ich auch dieser Geschichte nicht widerstehen. Schön geschrieben, sehr sympathische Charaktere und ein warmherziger Plot machen dieses Buch zu einem schönen Leseerlebnis. Leider fand ich die Charaktere nicht ganz ausbalanciert. Von Ricca und Karla erfährt man relativ wenig. Sie scheinen ständig an einem vorbeizulaufen. Nike ist weiter ausgearbeitet und da aus ihrer Perspektive erzählt wird natürlich auch komplexer. Allerdings fehlte mir bei ihr etwas Pepp. Schon auf den ersten Seiten erfährt man, dass sie mit ihrem Studium nicht ganz glücklich ist – mehr als eine Randnotiz, die immer mal wieder auftaucht ist es allerdings nicht. Es gibt keine Gedanken darüber, wohin es gehen soll und selbst für eine Vogel-Strauß-Taktik war es mir etwas zu wenig. Ihre Beziehung zu Tjark war mir auch etwas zu steif und viel zu stagnierend aufgebaut. Ich habe nichts gegen eine sich langsam entwickelnde Beziehung, aber im Prinzip passiert hier lange nicht viel mehr als das man noch mal erfährt, dass Nike sich in ihn verliebt hat. Dann wird wieder in banales abgeschweift und seien es Dates, die unmotiviert inhaltsleer rüberkommen.

Interessant fand ich vor allem Nathalie, eine Nebenfigur, die gerne mit den drei Protagonistinnen befreundet wäre. Auch wenn dieser Charakter eigentlich negative Züge einer langweiligen Schwaflerin und etwas überkandidelten Pferdetussi tragen sollte, kam das in ihrer Ausarbeitung nicht rüber. Sie wird zwar auf Textebene so beschrieben, doch scheint sich der Charakter von der ihm zugedachten Rolle distanziert zu haben. Man sollte meinen, dass sei negativ, aber abgesehen davon, dass einen die zum Teil sehr harsche Ablehnung der drei Freundinnen etwas befremdet, ist Nathalie die lebendigste und sympathischste Figur des gesamten Buches. Hilfsbereit, freundlich, fröhlich, immer da, wenn Not am Mann ist und jederzeit bereit den dreien unter die Arme zu greifen, sind ihre Auftritte mein persönliches Highlight gewesen und machten sie zu meiner Lieblingsfigur.

Fazit: Ein schönes Pferdebuch für Erwachsene mit ein paar Schwächen in der Charaktergestaltung. Eine lesenswerte Geschichte mit viel Potential.