Rezension

Ein schweres Leben

Die Tochter der Nachtigall - Pamela Schoenewaldt

Die Tochter der Nachtigall
von Pamela Schoenewaldt

Bewertet mit 3.5 Sternen

Teresa und Lucia leben als Bedienstete in der Villa von Graf Montforte und seiner Frau Elisabetta in Neapel. Lucia ist das Kind einer Vergewaltigung, die Teresa bei einem Maskenball erdulden musste. Teresa ist temperamentvoll und launenhaft. Statt wie aufgetragen einzukaufen, will Teresa den Meister Toscanini von ihrer Stimme überzeugen, doch der verhöhnt sie und macht sie zum Gespött der Menschen. Die Gräfin behandelt Lucia freundlich und bringt ihr sogar Schreiben und Lesen bei. Als Lucia von einem Spaziergang mit der Gräfin zurückkommt und sieht, wie ihre Mutter vom Grafen und seinem Leibarzt gefoltert wird, um ihr den Irrsinn auszutreiben, will sie dazwischen gehen und gerät auch in Gefahr. Teresa schlägt den Grafen nieder. Sie müssen fliehen. Dank der Hilfe des Butlers Paolo und der finanziellen Unterstützung der Gräfin, können sie mit einem Schiff nach Amerika reisen.

Aber auch in Amerika ist nicht alles Gold was glänzt. Obwohl Teresa Arbeit findet, wird sie immer unsteter. Doch dann kommt sie bei einem Varieté unter und es scheint sich zum Guten zu wenden. Lucia besucht die Schule und will als erstes italienisches Mädchen die High-School beenden. Doch die Vergangenheit verfolgt Teresa und Lucias Wünsche scheinen Träume zu bleiben. 

Wir erfahren diese Geschichte aus der Sicht von Lucia. Lucia kämpft für ihre Träume, doch das Schicksal wirft ihr immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Sie rackert sich ab und kümmert sich um ihre Mutter und auch um anderen Menschen. Sie sieht die Ungerechtigkeit in den Betrieben, sieht dass sie Frauen ihr Material selbst kaufen oder leasen müssen und dennoch ständig betraft werden aus nichtigen Gründen, so dass am Ende kaum genug zum Leben bleibt. So bleibt es nicht aus, dass sie sich sehr in der Gewerkschaftsarbeit engagiert. Trotz ihres selbstlosen Wirkens bleibt sie für mich ein wenig unnahbar. Auch das Verhältnis zwischen Teresa und Lucia ist distanziert, obwohl sie füreinander da sind.

Teresas Verhalten, schon in Italien extrem, wird in Amerika ständig unverständlicher, doch als ich am Ende ihre ganze Geschichte erfahren habe, tat sie mir leid.

Neben den beiden gab es noch eine ganze Reihe anderer Personen, die alle sehr vielschichtig und authentisch dargestellt wurden.

Es leben damals in Cleveland Einwanderer aus vielen Ländern. Sie bleiben weitestgehend unter sich mit ihren eigenen Regeln und Gebräuchen. Die Fabrikbesitzer versuchen die einzelnen Gruppen gegeneinander auszuspielen. Trotzdem kommt es zu Streiks und die Menschen halten größte Not aus, um ihre Bedingungen zu verbessern. Dennoch versuchen die Firmenchefs, die Streiks zu beenden. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht.

Der Roman hat mir gut gefallen und es ist sehr interessant, mehr über die Arbeitsverhältnisse in Amerika aus der Sicht von Frauen zu erfahren. Doch obwohl die Geschichte voller Emotionen ist, ist sie recht nüchtern erzählt, so dass ich nicht so richtig gepackt wurde.