Rezension

Ein solider Jugendthriller bei dem mir dennoch etwas fehlte

Alle Augen auf dich - Gina Mayer

Alle Augen auf dich
von Gina Mayer

Um was geht es in diesem Jugendthriller?
Myriam Bellinger, Star einer Internetserie, wird entführt. Das Lösegeld für Myriam muss über Crowdfunding finanziert werden.
Die Ermittler tappen zunächst im Dunkeln doch plötzlich erscheint ein Videoblog auf der Fanpage des Stars. Zu sehen ist Myriam, wie sie misshandelt und gedemütigt wird. Tag für Tag können nun die User Myriam sehen und das Video kommentieren. Bald stellt sich die Frage ob Myriam die Täter kennt.

Die Handlung
Im Grunde genommen fällt der Einstieg in die Handlung sehr leicht. Ziemlich schnell wird der Leser mit der Entführung konfrontiert, lernt die wichtigsten Figuren kennen und bekommt das Thema Internetserie und auch Crowdfunding erklärt.
Dabei hatte ich das Gefühl das sich die Geschichte viel zu sehr auf das Beziehungschaos von Jo und Myriam konzentriert und auch auf das Privatleben der Ermittlerin.
Leider war dies dann auch der Punkt, der mich etwas enttäuschte. Ich konnte trotz der verschiedenen Perspektiven nur wenig Spannung empfinden und hielt es eher für ein angenehmes dahin plätschern, was wiederum für mich keinen Thriller bzw. Jugendthriller ausmacht.
Zwar wird immer wieder mal Myriams Leidensweg eingebaut, dennoch hab ich da einfach mehr von der Opfer-Perspektive erwartet. Also eine intensivere Handlung aus Sicht des Opfers zum Beispiel.
Auch die zitierten Kommentare der User flossen und beeinflussten die Handlung nicht so wie erwartet, sondern wurden eher nur am Rande dargestellt. Zugute halten möchte ich allerdings, dass der Jugendthriller dann im letzten Drittel endlich die gewünschte Fahrt aufnahm und spannend wurde.

Die Figuren:
Eigentliche Protagonisten konnte ich hier nicht ausmachen, da diese Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird. Obwohl die Figuren sehr deutlich beschrieben sind, fehlte mir ausgerechnet bei Myriam etwas mehr Tiefe.
Jo ist Myriams Freund und scheint diverse Beziehungsprobleme mit ihr zu haben. Auch wird er als ein ziemlicher Chaot dargestellt, der sein Leben erst einmal im Griff bekommen muss.
Lilly ist die Freundin von Myriam und Jo. Auch sie spielt in der Internetserie mit, allerdings steht sie dort ständig im Schatten Myriams.
Amelie Fröhlich ist sehr detailliert beschrieben und nimmt mit ihren Problemen und auch den Ermittlungen sehr viel Raum ein.
Myriam wird nur selten dargestellt. Sie scheint der Star der Serie zu sein, überall beliebt und anscheinend auch gehasst. Von Ihr hätte ich gerne mehr erfahren und gelesen.

Der Schreibstil
Gina Mayer schreibt modern und lässig. Dadurch ermöglicht sie einen leichten Lesefluss. Er ist jugendlich und modern und somit absolut passend für die Thematik.

Fazit:
Gina Mayer hat mit diesem Roman einen weiteren Jugendthriller geschrieben, der sich einem sehr modernen und aktuellen Thema annimmt. Internetserien und Videoblogs sind ja bereits seit einiger Zeit im Umlauf und so war auch ich sehr gespannt, wie die Autorin es schaffen würde, das Thema umzusetzen. Ich kann nicht genau benennen, woran es lag, aber mich konnte die Geschichte leider erst im letzten Drittel wirklich fesseln. Ich fand zwar die verschiedenen Handlungsstränge gut und vor allem auch das er recht unblutig verläuft, dennoch fehlte mir einfach zu viel aus der Sicht, des Opfers selbst.
Trotz allem denke ich, dass „Alle Augen auf Dich“ ein solider Jugendthriller ist, mit dem man definitiv im letzten Drittel belohnt wird.
© Michaela Gutowsky