Rezension

Ein spanisches Geschichtsabenteuer

Der Gefangene des Himmels - Carlos Ruiz Zafón

Der Gefangene des Himmels
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist das Jahr 1957 mitten im Winter. Ein bisher unbekannter Mann betritt eine Buchhandlung von Fermín und Daniel Sempere mitten in Barcelona. Daniel ist alleine in dem Augenblick als der Unbekannte sich in der Buchhandlung umsieht, und dabei auf eine Vitrine stößt, in der der Roman Der Graf von Monte Christo. Es ist nicht irgendein ein Buch, sondern ein Sammlerstück. Kurz darauf kauft der Kunde das Buch, allerdings möchte er das Buch geliefert bekommen. Als Daniel ihn daraufhin fragt, wohin das Buch geliefert werden soll, meint dieser nur, dass ein Hinweis im Buch steht. Fraglos lässt der Unbekannte Daniel zurück. Später versucht Daniel herauszufinden, wer dieser Unbekannte ist. Das Buch wird zum Mittelpunkt in die Vergangenheit. Ein Krieg, Kriegsgefangenschaft und das Überleben bringen Menschen an ihre Grenzen. Fermín bleibt am Ende nichts anderes übrig, als Daniel die wahre Geschichte hinter dem Buch und den Friedhof der vergessenen Bücher zu erzählen.

In die Geschichte der Protagonisten abzutauchen braucht der Autor Carlos Ruiz Zafón einen Rahmen aus historischen Elementen, eine düstere und liebevolle Atmosphäre sowie Figuren, die zwar Brutalität erleben, aber eine solche Art von Brutalität, die nicht abschrecken. Man erlebt beim Lesen eine Balance von Nähe und Distanz zu den Figuren und Schauplätzen. In der Zeit der 1940er Jahre in der Geschichte möchte man nicht gelebt haben, dennoch gehen die Protagonisten bestärkt aus den Ereignissen heraus, was man ebenso beim Lesen mitnimmt. Eine Achterbahnfahrt von Höhen und Tiefen sowie guten und bösen Menschen. Das Motto des Romans kann man benennen als Leben und Überleben, manchmal mit einem hohen Preis, bei dem auch Opfer fallen. So schlimm manche Szenen erzählt werden, erwartet einen ein positiver Effekt in naher Zukunft; sozusagen eine Belohnung für das Opfern gegen das Böse beim Lesen.

Dem Autor gelingt es anhand des Erzählstils zum Teil eine melancholische und traurig-düstere Stimmung zu schaffen, sondern im Gegenteil, man liest gefesselt und erwartungsvoll von Seite zu Seite weiter. Es stellt keine erdrückende Geschichte dar, sondern eine Balance von den Gegensätzen. Eine Komplexität von historischer Vergangenheit, Gegenwart, wahren Begebenheit, ausgeklügelte Figuren und ein Gegenstand – das Buch – bilden eine rundum unterhaltsame und erlebnisreiche Geschichte.

Dieser Roman ist zwar Teil eines Zyklus, aber dennoch kann man diesen Roman unabhängig der anderen Bücher in diesem Zyklus lesen. Da meine Erkenntnisse über die spanische Geschichte gering sind, konnte ich mich trotzdem in der Romangeschichte gut zurechtfinden. Ein lesenswerter Roman, der anfangs ein wenig verwirrend erscheint, aber dennoch in eine fantastische Welt von Überlebenskampf und Stärke taucht. Dieser Roman wird nicht der letzte von dem Autor sein, den ich gelesen habe.