Rezension

Ein spannender Familienroman und die Schatten der Vergangenheit

Etwas verborgen Schönes -

Etwas verborgen Schönes
von Arne Jensen

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman "Etwas verborgen Schönes" von Arne Jensen spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen im Sommer 2022 in einem alten Gutshaus in der Uckermark und in der Vergangenheit in Berlin 1944. Angesprochen hatte mich der Infotext. Auch wenn ich bislang von dem Autor noch kein Buch gelesen hatte, war ich gespannt was die Geschichte hergab.
Die Hauptperson, um die sich die Geschichte dreht, ist die jetzt über neunzigjährige Ottilie, genannt "Lili" Rabe. Vor einiger Zeit hatte sie das leerstehende Landgut Torchau entdeckt und gekauft. Im Prinzip war es eines von vielen Immobilienleichen der ehemaligen DDR, doch mit Torchau verband Ottilie etwas aus der Vergangenheit. An Lilis Seite "Ebbi" Luchtmann, ihr Ratgeber, ihr Lebensgefährte und Anwalt. Dieser Kauf war wohl bedacht.
Im April 1944 wird Ottilie mit dem Tod ihres Vaters konfrontiert. Walter Rabe war ein angesehenes Parteimitglied gewesen als auch Mitarbeiter der Sicherheitsbehörde. Sein unnatürlicher Tod ruft die Kriminalpilizei auf den Plan. Überall war Blut und mittendrin Ottilie. Der Sache nimmt sich Kriminalrat Beltheim an. Der Name taucht in der Gegenwart wieder auf. Der ganze Tatumstand sprach gegen die sechzehnjährige Ottilie. Im Prinzip beschäftigt sich diese ihr ganzes Leben lang mit diesem Vorfall. Und nun bittet sie Nairi um Hilfe. Die hilft ihrer Großmutter gern, zumal sie beide etwas verbindet. Nairi besaß eine Tischlerei in Kreuzberg und Ottilie hatte damals eine Tischlerlehre gemacht. Mit Leidenschaft restaurierte sie alte Möbel.
Nicht alle lebenden Verwandten hatten zu dem Treffen im Spätsommer in Torchau zugesagt. Und so nach und nach erfährt Nairi ein bisschen mehr von Lili. Auch was sie mit Torchau verband. Und welches Projekt sie mit dem Landgut vorhatte.
Ottilie hatten einen ehemaligen Kriminalbeamten des BKA, Herrn Beyer, als Privatermittler engagiert. Sie wollte Aufklärung. Ihre dunstumwobene Wolke im Gedächtnis sollte sich endlich auflösen.
Es war keine einfache Lesereise für mich, zumal durch eine hartnäckige Grippe ich oft unterbrechen mußte. So blieb es absolut spannend, was sich hinter dem Mord an Lilies Vater verbarg.
Interessant sind auch die weiteren Personen, die liebe Verwandtschaft. Sie entfalten ihre Charakterzüge im Laufe der Handlung.
Umso mehr man über die Ereignisse damals in Berlin 1944 erfährt, umso deutlicher wird die Vergangenheit, die über ein Leben entscheidet. Sei es zu der Zeit als auch später was das System der damaligen DDR betrifft.

Vorn im Buch befindet sich der Stammbaum der Familie Rabe. Hilfreich bei der Zuordnung beim Treffen als auch bei der Aufklärung.
Was am Ende bei all dem heraus kommt, ist einerseits berührend geschrieben und andererseits führt es auch vor Augen, wie vorschnell die Menschen jemanden "über den Kamm" scheren. Es gilt der Blick über den Tellerrand. Den aber viele verloren haben.
Es mag sein, dass der Roman "Etwas verborgen Schönes" nicht so ganz einfach zu lesen ist. Doch es lohnt sich, diese ganz besondere Lesereise!