Rezension

Ein spannender Fantasy-Einzelband

Der letzte Lilienreiter - Peter Hohmann

Der letzte Lilienreiter
von Peter Hohmann

Bewertet mit 4 Sternen

Padeus kehrt schwer verletzt an den Ort zurück, an dem der Untergang des Königreiches Enodar begann: zum Bergmassiv „Olothirs Hörner“, in dem einst er und seine Kameraden, die Elitetruppe des Königs, den Dämon bezwangen. Hier will Padeus endlich herausfinden, was damals wirklich geschah. Was machte aus den Helden Enodars die grausamen Schlächter? Während das Reich durch Rebellion und Intrigen auseinanderzubrechen droht muss Padeus sich seiner eigenen Dunkelheit stellen. In der jungen Frau Alvena, die ihm das Leben rettete, findet er die Macht, die es ihm ermöglichen soll, alles zum Guten zu wenden – doch auch sie ist tief verstrickt in das unfassbar Böse, dass er und seine Kameraden einst weckten.

Ein faszinierender Einzelband, der im Prinzip da beginnt, wo die großen Fantasy-Epen gerne ihr letztes ausuferndes Abenteuer enden lassen, doch man hat nie den Eindruck etwas verpasst zu haben. Im Gegenteil: Man fühlt sich als hätte bereits das ganze Epos mit all seinen verschlungenen Pfaden genossen und wäre mit Padeus und Alvena jetzt beim letzten großen Kampf angekommen. Ich war sofort gefesselt. Die Charaktere gliedern sich nicht eindeutig in Schwarz und Weiß. Padeus ist kein strahlender Ritter mehr, auch wenn ihm die Kraft noch geblieben ist. Zerrissen von Zweifeln, manchmal ausgebrannt und doch kämpft er sich als überzeugender Held bis zum Schluss durch. Ein großartiger Charakter, bei dem man es tatsächlich bedauert, dass man ihn nicht durch mehrere Bände begleiten konnte. Alvena fand ich nicht ganz so überzeugend. Ihre Zornausbrüche waren für mich nicht immer motiviert und nachvollziehbar, sodass meine Sympathie für sie schwankte.

Sprachlich ist das Buch ein einzigartiger Genuss, da der Autor sich nicht scheut mit ungewöhnlichen, altertümlichen Begriffen aus der Welt der mittelalterlichen Ritterromane eine besondere Atmosphäre aufzubauen. Dabei bleiben diese so gekonnt dezent gesetzt, dass sie niemals die Geschichte unverständlich oder altmodisch machen, sondern ihr einfach das gewisse Etwas verleihen. Mir hat es sehr gefallen, dass auf die derbe Sprache, die derzeit so gerne verwendet wird, um den Kriegergeschichten einen rauen Ton zu verleihen, verzichtet wird.

Fazit: Ein spannendes, originelles Fantasy-Abenteuer, das sprachlich und inhaltlich überzeugt. Als Einzelband ein seltenes Stück im Fantasy-Genre und so gekonnt konzipiert, dass man nichts vermisst.