Rezension

Ein Tag in der Hölle

Der Schrei des Engels - Mons Kallentoft, Markus Lutteman

Der Schrei des Engels
von Mons Kallentoft Markus Lutteman

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Sozialarbeiterin wird in dem Stockholmer Vorort Stallhagen vergewaltigt und geschlagen, ein Video ihres Martyriums ins Netz gestellt. Zack Herry und seine Kollegin Deniz, beide selbst in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen, werden zu ihrer Rettung in den Stadtteil geschickt, in den sich nicht mal die Polizei traut. Vom Untergrundboss Augeas Longfellow, dem weißen Nigerianer, bekommt Zack ein Ultimatum: Er hat 24 Stunden, um Helene zu retten, danach ist er Freiwild. Zwischen verfeindeten Migrantengruppen wird Zack von einem zum anderen geschickt, ohne eine Spur der Frau zu finden … und die Zeit verrinnt.

Tatsächlich spielt sich die Handlung des Romans während der 24 Stunden ab, die Zack zur Verfügung stehen, um Helene zu retten. Währenddessen zeichnet das Buch ein wirklich trauriges Bild eines Vorortes, der von verschiedenen Clans regiert wird, vor denen selbst die Polizei und die schwedische Regierung kapituliert haben. Gewalt ist an der Tagesordnung und Zack trifft auf eine Mauer des Schweigens, weil jeder im „Stall“ oder auch der Hölle, wie der Vorort von den Bewohnern genannt wird, weiß, dass es den Tod bedeutet, wenn man mit den falschen Leuten redet. Doch Zack gibt Helene nicht auf, denn er kennt sie von früher und ist ihr etwas schuldig.

Und wieder haben es Kallentoft und Lutteman geschafft, eine spannende Geschichte rund um Zack Herry zu erzählen, auch wenn es hier weniger um die Arbeit des gesamten Teams geht, als vielmehr um Zack persönlich – und auch um einige seiner privaten Baustellen, die ihn zu schlimmen Handlungen treiben … was man als Leser aber sehr gut nachvollziehen kann.

Harter und gleichzeitig sehr unterhaltender Krimi, der die Realität in vielen Großstädten Europas nach der Aufnahme vieler Flüchtlinge aufzeigt. Wenn die Politik die Menschen im Stich lässt, kommt so etwas dabei heraus. Stimmt mich sehr nachdenklich!