Rezension

Ein Thriller auf hohem Niveau - aber leider nicht nach meinem Geschmack.

Sonnenbraut - Christian David

Sonnenbraut
von Christian David

Bewertet mit 1.5 Sternen

Major Belonoz wird das Opfer einer Intrige, die von höchster Ebene geplant wurde. Vom Dienst suspendiert muss sich sein Team nun allein mit einer Reihe Verbrechen abplagen. Einer Geiselnahme, die offenbar irgendwie in Verbindung mit einer Kindesentführung steht. Dazu kommen noch einige Morde - die Opfer alle männlich, ihr Martyrium auf Video festgehalten. Unterstützung bei den Ermittlungen bekommen sie einzig von der Staatsanwältin Lily Horn, die ein eher schwieriges Verhältnis zu Belonoz hat.

Sprachlich ist dieser Thriller wirklich auf einem ganz hohen Niveau - und normalerweise mag ich das. Schachtelsätze, die Bilder im Kopf malen, alles plastisch beschrieben. Aber bei einem Thriller ist mir das Tempo wichtiger. Ich hatte, vor allem am Anfang, das Gefühl, mich durch einen Wust an Worten kämpfen zu müssen, bis ich endlich zur eigentlichen Handlung kam. Im heftigen Gegensatz dazu standen für mich die wörtlichen Reden - das Gestammel war für mich kaum auszuhalten. Ständig abgebrochene Sätze, ständig Wortsuche. Auch wenn es wahrscheinlich authentisch wirken sollte, dass nicht sofort alles flüssig herauskommt, mich hat es im Lesefluss nur noch einmal ausgebremst.

Auch die detailliert beschriebenen Politischen Machenschaften waren für mich zunächst leider sehr langweilig. Sicher, für die Story war das wichtig, geradezu unverzichtbar. Ich hätte es mir nur in Kurzversion gewünscht, ist einfach nicht mein Thema. 

Ab der Hälfte hatte mich der Fall dann endlich gepackt, ich wollte wissen wie es weiter geht, die Spannung war da. Das Lesen grenzte leider immer noch ein wenig nach Arbeit. An manchen Stellen hätte ich mir ein Personenregister gewünscht, um die einzelnen Handlungsstränge und die Masse an Namen besser ordnen zu können, der Überblick war recht schnell dahin. Das hat mir auch meinen Frieden mit dem Ende genommen - eigentlich gut, für mich aber zu schnell. Das ganze Buch über wurden Fäden neu aufgenommen und miteinander verstrickt, nur um im Finale in gefühlten 20 Seiten aufgelöst zu werden. Meins ist das nicht.

Die einzige für mich sympathische, oder auch nur herausstechende Figur, war für mich leider die Staatsanwältin Lily Horn. Der Rest konnte über das komplette Buch leider nicht zu mir vordringen, sie erschienen zweidimensional, flach und wie eine graue Masse. Belonoz, auf den ich mich als charismatischen, schwierigen Ermittler gefreut hatte, war für mich leider eine eher unsympathische Enttäuschung. 

Bei diesem Thriller ist es mir ungemein wichtig, zu erwähnen, dass diese Rezension rein subjektiv ist. Ich kann durchaus würdigen, dass David auf einem extrem hohen Niveau schreibt. Er weiß was er tut und dieses Buch ist GUT - es hat nur meinen Geschmack absolut nicht getroffen.