Rezension

Ein toller Roman, der aber irgendwie unfertig wirkt

The Queen of the Tearling - Erika Johansen

The Queen of the Tearling
von Erika Johansen

Bewertet mit 3.5 Sternen

The Queen of the Tearling ist die Geschichte der unscheinbaren Kelsea. Versteckt aufgewachsen ist sie dafür bestimmt, Königin von Tearling zu werden, einem Reich, das korrupt und arm ist, nichts mehr von den utopischen Ambitionen seiner Gründer in sich trägt. Sie möchte das unbedingt ändern, die Alphabetisierung des Landes vorantreiben, Korruption und Armut bekämpfen. Ihr vorrangiges Ziel ist es jedoch, am Leben zu bleiben.

Dieses Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen. Und tatsächlich habe ich es innerhalb weniger Tage verschlungen. Mir gefiel der Schreibstil. Auch weil für mich, im Gegensatz zu den vorherigen RezensentInnen, die Schimpfwörter durchaus passend waren. Stellt euch vor, ihr seid temperamentvoll und müsst ohne ein „Scheiße“ aufwachsen – wenn ihr unter rauen Soldaten lebt, holt ihr das natürlich auf ;)

Was mir bei der Erzählweise fehlte, waren sinnliche Eindrücke – Gerüche, Temperatur, Umwelt. Sie werden leider nur beschrieben, wenn sie für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. So blieb die Welt für mich leider sehr verschwommen.

Kelsea ist für mich jedoch eine tolle Heldin: Endlich mal eine Prinzessin, die nicht die ideale Figur hat! Ich befürchte zwar, dass sie sich noch irgendwie doch in einen schönen Schwan verwandeln wird, aber in diesem ersten Band zeigt sie, dass man klug, stark und übergewichtig sein kann. In ihr Temperament konnte ich mich wunderbar einfühlen, auch wenn sie manchmal unlogisch ist. Ich bin das ja schließlich auch. Eine tolle Abwechslung bei all den perfekten Heldinnen! Einige Nebencharaktere bleiben aber sehr schwammig. Es werden aber Andeutungen gemacht, dass sich dies in den nächsten Bänden auflöst. Trotzdem hinterlässt es den Eindruck, dass die Figuren unfertig sind.

Wie die Geschichte von Tearling und den Nachbarstaaten häppchenweise aufgedeckt wird, gefiel mir sehr. Als negativ empfand ich hingegen, dass bereits früh das Ende der Trilogie deutlich wird. In der Welt von Tearling spielt Kelseas Geschichte in der Vergangenheit und... ach, vielleicht bin ich auch zu aufmerksam, deshalb verrate ich nicht mehr. Aber das nimmt einen großen Teil der Spannung, weil es nicht mehr um das Ende geht, sondern nur noch darum, wie man dahin kommt. Trotzdem bleibt noch Spannung übrig. Auch wenn die zahlreichen Andeutungen, die diese erhöhen, teilweise konstruiert wirken, ist es eine gut erzählte, innovative Geschichte.

Fazit: Ein wunderbarer Roman mit sympathischer Hauptfigur, der aber zahlreiche Fragen offen lässt und selbst für einen ersten Band irgendwie unfertig wirkt. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.