Rezension

Ein tolles Buch, aus Sicht der Elefanten erzählt!

Der weiße Knochen - Barbara Gowdy

Der weiße Knochen
von Barbara Gowdy

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben der Elefantin Matsch, ihrer Familie und all der anderen Elefanten wird nicht nur bedroht von einer anhaltenden Dürre sondern auch von den Hinterbeinern, wie die Elefanten die Menschen nennen, die Jagd auf sie machen, um an ihre Stoßzähne und Füße zu kommen. Doch da gibt es noch die Legende vom weißen Knochen, der den Weg an einen sicheren Ort weisen kann.

Die Autorin erzählt den Roman ganz aus Sicht der Elefanten, was der Geschichte eine große Eindringlichkeit gibt. Besonders drei Elefanten hat Barbara Gowdy ausgewählt: Matsch, die gerade ihre erste Brunft hinter sich hat und nun eigentlich Sie-Schmollt heißt, diesen Namen aber ablehnt. Dattelbeck ist noch ein Kalb, sie ist Telepathin und kann daher auch mit anderen Spezies kommunizieren. Langschatten, ein Bulle, der besondere Gefühle für Matsch hegt und im Laufe seiner Wanderung auf Waldelefanten trifft. Dadurch, dass die Autorin drei Elefanten herauspickt, die die meiste Zeit nicht zusammen sind, sind Perspektivewechsel möglich, die nicht nur die Spannung erhöhen sondern auch die Möglichkeit bieten, dem Leser einiges mehr deutlich zu machen.

Der Roman ist nicht nur eine Charakterstudie dreier Elefanten, die zeigt, dass Elefanten Individuen sind mit ganz eigenen Gefühlen und Gedanken, er lässt den Leser teilhaben am Leben der Elefanten allgemein, das schon für sich viele Gefahren in sich birgt: Dürre, Krankheiten, Raubtiere, er zeigt zudem auf, wie furchtbar der Mensch in dieses Leben eingreift, für die Elefanten oft unbegreiflich und sehr zerstörerisch. Die Autorin hat den Elefanten eine eigene Mystik und Religion gegeben, um das noch zusätzlich zu verdeutlichen. Für manch einen mag letzteres zu viel Fiktion sein, aber die Autorin hat gut recherchiert (im Anhang findet sich eine Auflistung der von ihr benutzten Bücher) und wer sich ein bisschen mit Elefanten beschäftigt hat, hat, wie ich, vielleicht schon das Gefühl, dass es genau so sein könnte.

Schön finde ich, dass bei aller Tragik des Themas der Humor nicht zu kurz kommt, immer wieder muss man schmunzeln, sei es über schwierige Familienmitglieder oder über die Art wie manche Spezies sich selbst und/oder ihre Umwelt sehen. Es ist eben nicht nur ein trauriges Leben, das da erzählt wird sondern ein Leben mit Hochs und Tiefs. Und, das sei vorweggenommen, am Ende blitzt ein Stück Hoffnung auf.

Gefallen hat mir auch, dass neben einer Karte auch Stammbäume der wichtigsten Elefantenfamilien und ein Wörterbuch Elefantisch-Mensch enthalten ist, vieles wird zusätzlich noch durch Fußnoten erläutert.

Ein tolles, wichtiges Buch, das durchaus noch aktuell ist, auch heute noch viele Leser haben sollte und das ich absolut empfehlen kann! Mich hat es zum Weinen, zum Lachen und zum Nachdenken gebracht!