Rezension

Ein typischer Modiano

Ein so junger Hund - Patrick Modiano

Ein so junger Hund
von Patrick Modiano

Bewertet mit 4 Sternen

Der Erzähler erinnert sich an das Frühjahr dreißig Jahre zuvor: In einem Pariser Café im Jahr 1964 macht der berühmte Fotograf Francis Jansen Aufnahmen von ihm und seiner Freundin für eine Auftragsreportage über die „Jugend in Paris“. Anschließend bietet er Jansen seine Dienste an und katalogisiert dessen in drei Koffern befindliche Bilder. Dabei verfolgt er die Spuren, die in Jansens Vergangenheit führen. Von einem Tag zum anderen verschwindet Jansen dann.

 

Wir haben es mit einem typischen Modiano-Roman zu tun: Ein Erzähler blickt aus der Gegenwart auf seine Jugend zurück. Dahinter gibt es eine dritte Zeitstufe, in der unaufgeklärt bleibende Geheimnisse eine Rolle spielen. Sehr ansprechend und detailliert sind die Beschreibungen von Paris mit seinen verschiedenen Straßen und Plätzen, von denen sogar die Hausnummern genannt werden. Ebenso detailliert sind Personen und Fotos beschrieben. Eingebaut sind sogar tatsächlich existierende Personen wie der Fotograf Robert Capa, was einen veranlasst, die Romanfigur Jansen für gleichfalls existierend zu halten und Nachforschungen über ihn zu betreiben. Das eigentlich Bestechende an dem Roman ist, dass kleine Momentaufnahmen wie in einem Fotoalbum aneinandergereiht werden. Was ich persönlich vermisse, sind abschließende Informationen über Jansens Verbleib und den Grund für sein Verschwinden.

 

Das kurze Büchlein gibt eine gute Gelegenheit, einen Autor von Weltrang zu entdecken, der in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.