Rezension

Ein verzwickter Fall

Das verschwundene Fräulein -

Das verschwundene Fräulein
von Elsa Dix

Bewertet mit 4 Sternen

Eine kleine Anmerkung vorab:

Eigentlich bin ich keine Leserin, die die sich von Covern zum Kauf verleiten lässt, hier ist die liebevolle Umschlaggestaltung aber besonders gelungen. Die optische Aufmachung des Buches ist eine wunderbare Einstimmung auf die Lektüre!

Worum geht’s?

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geschieht ein Verbrechen auf der Insel Norderney – die siebzehnjährige Ilse von Manteuffel, die Tochter des Flottenadmirals, verschwindet spurlos. Kriminalassistent Christian Hinrichs und der Lehrerin Viktoria Berg (mütterlicherseits gehört sie einem alten fränkischen Adelsgeschlecht an) bleiben nur drei Tage, um den Fall aufzuklären, da dies die vom Entführer gesetzte Frist ist – konkrete Forderungen stellt er jedoch nicht. Was steckt dahinter? Geht es um Geheimnisverrat, oder stecken Gründe, die das Privatleben betreffen, hinter der Entführung? Für das patente Paar beginnt eine fieberhafte Suche, ein Wettlauf gegen die Zeit …

„Das verschwundene Fräulein“ von Elsa Dix ist nach drei ‚Vorgängern‘ der Finalband der „Seebad-Krimi“-Reihe. Die Handlung setzt im Juli 1914 ein, und als die Protagonistin Viktoria Berg mit ihrer Tante auf Norderney ankommt, liegt Gefahr in der Luft – nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Sarajevo durch Gavrilo Princip fragt Viktorias Tante, ob „Serbien schon auf die Verbalnote Österreich - Ungarns reagiert“ hätte. Und sie macht sich auch Sorgen um die Zukunft ihrer Nichte, sie kann sich weder für Viktorias Beruf noch für eine Heirat Viktorias mit Christian (einem Metzgersohn) begeistern, Standesdünkel und ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein spielen im Kaiserreich noch eine große Rolle.

Ein spannender Kriminalfall wird in der Geschichte mit den privaten Verwicklungen der Protagonisten (und gesellschaftskritischen Elementen) kombiniert, „Das verschwundene Fräulein“ ist dennoch kein knochentrockener Vertreter der Gattung Cozy Crime; der historische Roman lässt sich dank Parataxe flott lesen, der temporeiche Plot kann durch überraschende Wendungen überzeugen. Dies gefiel mir besonders gut, nichts ist schlimmer als eine unnötig   in die Länge gezogene Erzählung. Elsa Dix entwirft einen kompakten Text & sie präsentiert ein rundes Ende der Reihe. Auch auf sprachlicher Ebene soll ein stimmiges Gesamtbild gezeichnet werden, es ist von „Kokolores“, „Schnack“ und „Mumpitz“ die Rede. Man kann auch etwas Neues lernen: Der Begriff „Kochhexe“ war mir vor der Lektüre unbekannt. Sätze wie „In ihren Augen lag ein neugieriges Glitzern, als sie die soignierte Erscheinung des Badekommissars betrachtete“ klingen allerdings etwas gestelzt und bemüht. Inhaltlich gibt es aber nichts zu Meckern, der Krimi bietet beste Unterhaltung. Daher ist „Das verschwundene Fräulein“ die perfekte  Urlaubslektüre.