Rezension

Ein weiterhin lebenswertes Leben mit Demenz

Der Einundzwanzigjährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutet -

Der Einundzwanzigjährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutet
von Teun Toebes

Bewertet mit 5 Sternen

Teun Toebes ist gelernter Altenpfleger und hat dementsprechend schon mit Menschen mit Demenz zu tun gehabt. Er möchte näher verstehen, wie es sich für alte Menschen anfühlt im Pflegeheim zu wohnen. Also zieht er mit gerade einmal 21 Jahren in eines ein, genauer gesagt auf eine geschlossene Station, auf der Menschen mit Demenz wohnen. Dabei schließt er wunderbare Freundschaften, muss von Mitbewohnern leider auch Abschied nehmen und sieht, was man in der Pflege verbessern könnte.

Ich war auf die Lektüre und vor allem die Ansätze, wie man den Umgang in Pflegeheimen mit Demenzpatienten verbessern kann, echt gespannt. Ich habe selbst im privaten Umfeld schon mit Demenz zu tun gehabt und dadurch eine gewisse Vorstellung, wie Demenz fortschreiten kann und in Deutschland im Pflegeheim damit umgegangen wird. Für mich also kein ganz fremdes Thema, wenngleich ich selbst nicht in der Pflege arbeite. 

Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen, es liest sich angenehm, gut verständlich, manchmal ist es auch echt unterhaltsam, gar lustig. Klar kommen auch Emotionen vor, das bleibt bei einem solchen Thema meiner Ansicht nach auch nicht aus. Gelegentlich erläutert Teun, wie man etwas verbessern könnte bzw. plädiert für einen offeneren, menschlicheren Umgang mit Demenzerkrankten. Mit der Zeit wiederholt er dies immer wieder recht eindringlich, was für mich aber passt. 

Es ist wirklich interessant von den Eindrücken zu lesen, die auf Teun so einwirken, während er im Pflegeheim lebt. Er lebt dort ja als Mitbewohner, d.h. er ist kein Altenpfleger, wenngleich er seinen Mitbewohnern manchmal natürlich dennoch hilft. Ich denke auch, dass es einfach schwer ist, sich hier „zurückzuhalten“, wenn man sieht, wie jemandem etwas schwerfällt, etc. Umgekehrt ist es auch toll zu lesen, wie die älteren Menschen an seinem Leben teilhaben, bei seinen Online-Vorlesungen mal zuschauen, etc. Man kann beim Lesen merken, wie sie dadurch teilweise aufblühen.  

Seine Ansätze für einen anderen, besseren, ja menschlicheren Umgang mit Demenzpatienten kann ich durchaus nachvollziehen. Leider glaube ich, dass es teilweise schwer umzusetzen ist, v.a. was die Zeit anbelangt, die in einem Pflegeheim ja sehr limitiert ist bzw. dokumentiert werden muss. Ich würde mir wünschen, dass sich hier in den nächsten Jahren einiges ändert und somit verbessert. Im gewissen Maß kann man es mitgestalten, was schon bei Patienten innerhalb der Familie bzw. des Bekanntenkreises anfängt sowie ehrenamtlicher Mitarbeit. Und natürlich sollten auch Kinder hier mit einbezogen werden – wer, wenn nicht Kinder, sind diejenigen, die in unserer Gesellschaft meist mit am offensten im Umgang mit anderen Menschen sind?  

Für mich war dies eine wirklich tolle und auch bewegende Lektüre. Von mir gibt es hier 5 von 5 Sternen und eine Empfehlung.