Rezension

Ein würdiges Ende einer atmosphärischen Trilogie

Die Königin der Flammen - Anthony Ryan

Die Königin der Flammen
von Anthony Ryan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jetzt ist Vaelins Geschichte erzählt. Ein wenig wehmütig bin schon, denn nach diesen drei dicken Schinken sind mir die Figuren schon ans Herz gewachsen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass keiner der beiden Nachfolger an den ersten Band herankam, der wirklich außergewöhnlich war. Doch auch wenn die Geschichte nicht außergewöhnlich weiter erzählt wurde, war sie immer noch sehr gut geschrieben.
Dieses Buch setzt unmittelbar nach den Ereignissen des zweiten Bandes ein. Lyrna ist zurück und sammelt eine Armee um sich, die ihr zu Füßen liegt. Mit dabei sind die bekannten Hauptcharaktere Vaelin und Reva und gemeinsam mit zahlreichen anderen bekannten Figuren rüstet sie für die entscheidende Schlacht gegen den Verbündeten, die im entfernten Volarianischen Kaiserreich ausgetragen werden soll. Auch Frentis und Alucius tragen ihren Teil zu dieser Schlacht bei.
Das Buch ist erneut so aufgebaut wie die ersten Bände. Es besteht aus fünf Teilen, denen jeweils ein Abschnitt aus der Sicht des Historikers Vernier voransteht. Darin erlebt der Leser dieses Mal, wie Verniers zurück in seine Heimat reist. Doch wie im zweiten Band, finde ich diese Rahmenhandlung eher konstruiert, da man erst ganz zum Ende hin versteht, warum das, was erzählt wird, für die Haupthandlung wichtig ist.
Der Leser begleitet die oben genannten Figuren abwechselnd durch die Geschichte. Zwar beginnen mehrere Perspektiven am selben Ausgangspunkt, doch aufgrund strategischer Überlegungen trennen sie sich wieder. Und aufgrund der Erzählweise ist der Leser immer genau „up to date“, wobei ich mir allerdings nicht gänzlich sicher bin, ob die Reihenfolge der Erzählung tatsächlich chronologisch korrekt ist. Dem Lesefluss tat diese (Un-)Kenntnis jedoch keinen Abbruch.
Im Gegensatz zum letzten Buch empfand ich keine der Perspektiven ermüdend zu lesen. Zwar sind  inhaltlich beinahe aller sehr kriegerisch und militärisch ausgelegt, dennoch ließen sie sich sehr gut lesen. Das finde ich erstaunlich, denn ich bin eigentlich so eine, die Seitenweise Schlachtenbeschreibungen gern querliest, weil bei manchen Autoren da einfach nichts passiert, was die Geschichte inhaltlich voranbringt. Hier brauchte ich das nicht, da Ryan einen wirklich erstaunlich bildhaften und mitreißenden Schreibstil hat, außerdem hätte ich hier beim Querlesen tatsächlich etwas verpasst. Lediglich Vaelins Handlungslinie unterscheidet sich von den anderen, da er einen ganz anderen Weg ins Volarianische Kaiserreich wählt. Sein Strang hat mir deswegen auch am besten gefallen, da es aufgrund des Settings neue Elemente in die Geschichte hineingebracht hat, aber auch weil Teile der Vergangenheit aufgedeckt und somit Zusammenhänge deutlicher wurden.
Das Finale empfand ich zwar als stimmig, doch an dieser Stelle hat mir die Mehrperspektivität nicht mehr so gut gefallen. Durch die verschiedenen Standpunkte hat das Finale deutlich an Spannung verloren, da es zeitversetzt geschildert wird. Zwar trägt Vaelins Handlungsstrang einen entscheidenden Beitrag zum Finale bei, dennoch wirkt es mir zu unspektakulär. Eigentlich war für mich klar, dass Vaelin DER Hauptcharakter ist, doch seit es im zweiten Buch die Mehrperspektivität gibt, muss Vaelin sich diese Rolle bereits teilen. Bei diesem Buch wirkt es gar so, als würde ihm Lyrna die Show stehlen und das finde ich persönlich nicht schön. Ich hätte mir lieber Vaelin als strahlenden Helden gewünscht, weil ich nach dem ersten Buch eine solch Entwicklung erwartet hätte. Nun gut, man kann es nicht ändern, aber auf diese Weise ist wenigstens der Titel dieses Buches gut gewählt, denn „die Königin der Flammen“ steht definitiv im Mittelpunkt des Geschehens.
Den Schreibstil des Autors muss ich, auch wenn ich es oben schon einmal erwähnt habe, besonders hervorheben. Ryans Bücher zu lesen ist wirklich ein Genuss. Und auch wenn ich (wieder einmal) zu Beginn des Buches keine Ahnung mehr von Zusammenhängen und Charakterbeziehungen hatte, da die Lektüre des Vorgängers so lange her war (und es erneut keine Zusammenfassung gab), konnte mich das Buch sofort wieder in seinen Bann ziehen und ich musste mich nicht lange über meine Unwissenheit grämen, alles aufgrund des hervorragenden atmosphärischen Schreibstils.

Fazit: Nachdem sich Band zwei von der Konstruktionsweise her so sehr vom erstklassigen Vorgänger unterschied, wusste ich bereits, was mich in dieser Hinsicht bei diesem letzten Teil erwartet und somit fiel es mir leichter, in die Geschichte einzutauchen. Ohnehin gelingt einem das Eintauchen in diese Welt aufgrund des hervorragenden Schreibstils des Autors sehr einfach. Dieser Teil war für mich auch stimmiger als der zweite Band. Dennoch muss ich sagen, dass ich mit einigen Punkte nicht ganz zufrieden war, wie z.B. der Konstruktionsweise des Finales, die die Spannung wegnahm sowie Vaelins Rolle zum Ende. Aufgrund des ersten Bandes habe ich im Hinblick auf Vaelin – auch wenn mir seine Perspektive am besten gefallen hat – eine ganz andere Erwartung in Bezug auf ihn und das Finale gehabt. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch (und auch die gesamte Trilogie) wirklich sehr gelungen und sollte als Fantasy-Pflicht-Lektüre gelten.