Rezension

ein wunderbarer Abenteuerroman

Der Schiffsjunge - John Boyne

Der Schiffsjunge
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

John Jacob Turnstile wächst als Waise in Portsmouth auf, unter der "Obhut" des "guten" Mr. Lewis. Der ein Haus für Jungen führt und ihnen das ehrenwerte Handwerk des Taschendiebstahls nahebringt. Unter anderem....

Eines Tages versucht sich John wieder einmal in seiner Kunst, die Taschenuhr eines Kundes des Bücherstandes zu entwenden.
Vorher führt er allerdings noch ein sehr interessantes Gespräch mit eben diesem seinem zukünftigen Opfer.
Ein Gespräch, das nicht unerheblich für seine Zukunft sein wird.

Kurz und gut, er wird erwischt, kommt ins Gefängnis und dank der Fürsprache seines vorherigen Opfers muß er statt seine einjährige Strafe abzusitzen, als Käpitäns Diener auf der Bounty anheuern.
Der tatsächliche Diener brach sich vorher die Beine, so daß dringender Ersatz gesucht wurde um die Bounty noch in den nächsten Stunden auslaufen zu lassen.

So beginnt die große Reise und das große Abenteuer des John Jacob Turnstile.
Und zugleich eine wahnsinnig spannende und hochinteressante Geschichte.

John, der zu seinem Leidwesen von seinen Kameraden meist "Turnip"- Steckrübe, genannt wird beschreibt die Reise auf der Bounty, das Leben an Bord, die Fahrt gen Thaiti, Otaheite von den Bewohnern genannt. Den Auftrag, die Brotfrüchte dort zu ziehen und die Stecklinge schließlich an die Westindinschen Inseln zu bringen.
Das Leben auf Otaheite, die Rückfahrt und natürlich die berühmte Meuterei auf der Bounty.

Ebenso die Fahrt des Beibootes unter William Bligh, wie die Ausgesetzten es in der kleinen Jolle schaffen, zu überleben um schließlich Timor zu erreichen.

Die Geschichte als solches dürfte den meisten duch diverse Verfimungen bekannt sein, denke ich. Also die Geschichte der Meuterei.
Die Darstellungen von William Bligh und Fletcher Christian.

Hier ist es nun anders, eigentlich so, wie es der Untertiel - Die wahre Geschichte der Meuterei auf der Bounty -  so schön andeutet.

Welche der Versionen nun die absolut richtige ist, werden wir wohl nie erfahren.
Aber diese Geschichte hier erscheint durchaus plausibel und ehrlich.

Die Geschichte hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Gerade auch der Erzählstil hat es mir sehr angetan.
Aufgeschrieben eben von John Jacob Turnstile, der aus seiner Sicht das gesamte Geschehen beschreibt.
Die einzelnen Charaktere sehr genau beobachtet und auch alle Erlebnisse sehr detailiert und anschaulich darstellt.

Ich fühlte mich oft an Charles Dickens erinnert bim lesen.
Die Art und Weise wie die Abenteuer aus Sicht des Jungen beschrieben sind, lassen einen wirklich ins Portsmouth des 18. Jahrhundert, auf die Bounty und die Insel Otaheite gleiten.
So lebensnah und wirklich erzählt Boyne.
Der Sprachstil ist eben auch in vielen Punkten dem jeweiligen Jahrhundert und den Orten angepaßt.
Nicht übertrieben, sondern sehr verständlich und ich empfand ihn eben auch als wunderbar und ganz genau passend.

Und es läßt nachdenken über die jeweilig bekannten Charakterisierungen der Beteiligten. Hin vom "heldenhaften" Christian bis zum "grausamen" Bligh.
Warum sind sie so in die Gschichte eingegangen? Kann es nicht auch anders gewesen sein? Haben die Jahrhunderte und die Darstellungen einflußreicher Familien nicht das ihrigen dazu beigetragen?

Fazit:
Ein grandioser Abenteuerroman. Fesselnd, spannend, auch teilweise humorvoll.
Wunderbar beschrieben wie die Meuterei der Bounty wohl auch hätte sein können, oder vielleicht war?
Sehr empfehlenswert.