Rezension

Ein wunderbares Debüt von der Schwäbischen Alb

Grafeneck - Rainer Gross

Grafeneck
von Rainer Gross

Hermann Mauser, 61, ist seit 30 Jahren Grundschullehrer und unterrichtet Deutsch, Rechnen und Heimat- und Sachkunde in Burtenhausen auf der Schwäbischen Alb. Hier lebt auch seine Freundin Veronika Baader, die eine kleine Töpferwerkstatt in ihrer Garage betreibt. Mauser ist passionierter Höhlenforscher und bei einem Besuch der Lehmkammerhöhle am Karsamstag 1997 findet er einen mumifizierten Toten im schwarzen Anzug, weißen Hemd und Krawatte. Er hat ein mulmiges Gefühl in dieser stickigen Luft. Es riecht nach Nazizeit, der Zeit, als sein Vater Polizist in Buttenhausen war und seine Schwester Therese, genannt Mutz, in einem Auto mit weißen Fenstern abgeholt und nach Grafeneck geschafft worden wurde. Jeder im Dorf wusste, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, was hier geschah, wenn die Schlote qualmten.

Kommissar Greving aus Reutlingen nimmt sich des Toten an und versucht, sein Geheimnis zu lüften. Aber auch Mauser bleibt an der Geschichte dran...

 

Selten habe ich so einen melancholischen und berührenden Krimi gelesen. Die philosophischen Betrachtungen des Lebens im Ganzen und im Allgemeinen zwischen Mauser und Kommissar Greving haben mich richtig ruhig werden lassen. Die Geschichte um Grafeneck und seine "Bewohner" hat mich schon sehr berührt. Es kommt wohl auch nicht so oft vor, dass ein Geheimnis nach 50 Jahren aus der Versenkung geholt wird, und sich manch einer wünscht, nie dabei gewesen zu sein. Aber in dieser kleinen Gemeinde hat jeder von den Alten sein kleines Geheimnis, seine Scham, seine Verzweiflung, seine Ohnmacht und die Unmöglichkeit zu Vergessen.

 

Rainer Gross hat mit seinem Debütroman eine tolle Geschichte erzählt. Ich hoffe, es gibt weitere.