Rezension

ein wunderschönes Kinderbuch, mit Peter Pan Thematik und sehr viel Tiefgang. Absolute Leseempfehlung! ♥

Wind und der geheime Sommer - Antonia Michaelis

Wind und der geheime Sommer
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

"Und wenn ich wüsste, was du meinst, wäre es dann klug von mir, es laut zu sagen? Manche Arten von Zaubern zerbrechen, wenn man zu laut über sie spricht."
Seite 161

 

Inhalt:

 

Hinter der Lücke im Bauzaun liegt ein verzauberter Dschungel. Hier trifft der 10-jährige John-Marlon auf das Mädchen Wind, die Anführerin einer Gruppe von ganz unterschiedlichen Kindern. Gemeinsam erleben sie eine unglaubliche Zeit voller Abenteuer und Fantasie inmitten wilder Natur und bröckelnder Mauerreste, denn die Dinge, die Wind erzählt, scheinen hier Wirklichkeit zu werden.

Doch Wind weiß etwas … am Ende des Sommers, wird sie verschwinden und mit ihr, die Magie.

 

 

Meinung:

 

Ich habe dieses Buch bei einer Lovelybooks Leserunde gewonnen und möchte mich sehr beim Oetinger Verlag und bei Lovelybooks dafür bedanken!

 

Ich bin total gut in das Buch reingekommen und freu mich einfach über diesen Schreibstill, in dem so viel drin liegt, der aber trotzdem ganz leicht zu verstehen ist ♥

John-Marlon ist ein ganz schrecklicher Name =D Aber seine Figur ist toll, ich kann ihn mir richtig gut vorstellen. Ein kleiner, etwas pummeliger Junge, der mit den Tücken des Lebens kämpft. Seine Eltern sind nicht mehr zusammen und seine Mum arbeitet super viel, um sich und ihrem Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen. Seinen Vater sieht er nicht so oft. Es gibt zwar die Vater-Dienstage, aber selbst da, hat sein Dad nur wenig Zeit. Außerdem versucht er seinen Sohn zu etwas zu machen, was er nicht ist, zu einem Fußballer und Sportler. John Marlon ist froh, um jede Sekunde mit seinem Vater und geht deshalb sogar mit ihm joggen, obwohl er sich dabei unwohl fühlt.

 

"Wir können ... Kartoffelchips mit Kakaopulver, Vanillemark und Bananen frühstücken. Aber bald sind die Sachen aus. Dann schlage ich vor, dass ihr mir zeigt, wie man Mäuse fängt."
Seite 231

 

An einem der Vater-Dienstage, die sein Vater wegen einem wichtigen Termin nicht einhalten kann, entdeckt John Marlon die Lücke im Bauzaun und kriecht hindurch. Hier trifft er auf Wind, das schönste Mädchen, dass er je gesehen hat, die alleine in einem Bauwagen lebt und die wunderlichsten Dinge sagt. Doch als Wind sagt, sie lebt in einem Dschungel, verwandelt sich die Gegend um John Marlon plötzlich in einen und er hört die Affen in ihren Bäumen kreischen. Er kommt immer öfter hier her und trifft schließlich auch auf die anderen Kinder, die Wind besuchen kommen.

 

"Wer ... wohnt hier?"
"Oh nur ein ganz kleines Monster, es frisst gerne zehnjährige Jungen."
"Elf", sagte John-Marlon ärgerlich. "Ich bin elf."
"Na, dann bist du ja aus dem Schneider."
Seite. 33

 

Die Zusammensetzung dieser Kindergruppe fand ich super interessant und gut aufgebaut. Da ist John Marlon, der die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllen kann. Jojo, der nicht stillsitzen kann und zu immer mehr Therapeuten geschickt wird, Alicia, das Mädchen im Kleid, bei der sich Zuhause alles nur noch um die neugeborene kleine Schwester dreht und die Geschwister Goran und Esma, die aus Mazedonien kommen. Esma spricht nicht gut Deutsch und wird dafür in der Schule gemobbt. Goran versucht seine Schwester zu verteidigen und handelt sich immer wieder Ärger ein, bis sein Vater damit droht, ihn zurück nach Mazedonien zu schicken.

 

 

Auf den ersten Blick, wirkt diese Geschichte, wie ein normales Kinderbuch, aber es steckt so viel mehr dahinter! Die ganze Thematik über ausländische Kinder, die halt nicht so gut deutsch können ist total gut eingeflochten und verleiht dem Ganzen eine ernste Seite, die ich überhaupt nicht erwartet hatte. Genauso wie die Sache mit dem Vater, der so blind ist für die Gefühle seines Sohnes oder Alicia die sich durch ihre kleine Schwester ersetzt fühlt. Und sie alle flüchten zu Wind. Sie ist irgendwie eine Art Peter Pan für mich und der Dschungel ist Nimmerland, ein Ort, wo verlorene Kinder Zuflucht finden ♥ Sie gibt ihnen Hoffnung und Mut, zeigt ihnen, wie sie sich zusammenschließen können um z.B. dem fiesen Felix die Stirn zu bieten. Ich mochte Winds Charakter am liebsten, ihre ganze Art, der geheimnisvolle Hintergrund, ihre Fantasie … aber sie hat auch eine traurige Seite und sagt John Marlon schon recht am Anfang, dass das alles hier noch diesen Sommer enden wird.

 

Die erlebten Abenteuer der Kinder sind so magisch und ich finde es mega cool, wie hier die kindliche Fantasie hervorgehoben wird, die alles verändern kann! Aber wer verliert die Blütenblätter und warum wird Wind am Ende des Sommers nicht mehr da sein? Und was suchen die düsteren Gestalten, auf die die Kinder immer wieder treffen? Oder suchen sie jemanden? Etwa Wind?
 

"Ich bin nur erwachsen nicht behindert."
Seite 183

 

Was mich ein ganz bisschen stört sind die langen Kapitel, für Bahnfahrer sehr ungeeignet, aber die Absätze, die zwischendurch kommen, machen das wieder gut. Ich gestehe, ich habe direkt am Anfang durchs Buch geblättert und mir die Zeichnungen angesehen, die sind wahnsinnig schön!! *-*
 

Am Ende der Geschichte hatte ich Tränen in den Augen ♥ Einen zweiten Band fände ich wirklich toll!

Urteil: Ein wunderbares Kinderbuch, über Freundschaft, Träume, Fantasie, Erwachsen werden, Erwartungen und Freiheit. Fünf Bücher für eine unglaublich schöne Geschichte, die ich jedem Menschen auf dieser Welt nur ans Herz legen kann.