Rezension

Eine abscheuliche, aber faszinierende Vision der Hölle

Tagebuch aus der Hölle - Jeffrey Thomas

Tagebuch aus der Hölle
von Jeffrey Thomas

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das sagt der Festa Verlag über den Inhalt:

Die Warnung eines Toten an uns, die noch Lebenden
Dies sind die Aufzeichnungen eines Mannes, der nach seinem Selbstmord in der Hölle erwacht – denn dort landen alle Menschen, außer bibelfeste Christen. Fragt den Papst, der wird es Euch bestätigen.
Eine Welt des Leidens und ewigen Sterbens
Wie all die anderen armen Seelen muss der Mann endlose Qualen ertragen – denn in der Hölle stirbt man nicht. Und die vielen Dämonen haben nur eine Aufgabe: Ungläubige zu foltern und zu bestrafen.
Als der Mann die schwerverletzte Dämonin Chara findet, die von einigen rebellischen Verdammten an einem Baum gekreuzigt wurde, überkommt ihn Mitleid. Er befreit Chara und damit löst er eine sich langsam vollziehende Kettenreaktion aus, die zur letzten Schlacht zwischen Himmel und Hölle, Engel und Dämonen führt …
Ich sage:
Das war mit Abstand das interessanteste Werk der Fantastik, das ich bisher lesen durfte.
Der Protagonist landet nach seinem Selbstmord in der Hölle, die auf eine bizarre Art und Weise äußerst organisiert und durchdacht ist. Abgesehen von den übliche Qualen, die man in der Hölle durchleben muss, gibt es nebenher auch so etwas wie ein “normales” Leben. Man muss arbeiten, um über die Runden zu kommen. Man kann Ärger bekommen, und man kann sich verlieben.
In diesem Roman gibt es Engel, wie wir sie uns ganz sicher nicht vorstellen, Himmelsboten, die eher an Guerilla-Kämpfer erinnern und Dämonen, die mehr menschliche Züge aufweisen als jede andere Romanfigur (den Protagonisten ausgeschlossen). Andere Rezensionen verwenden gerne das Wort “Blasphemie”. Das halte ich persönlich für ein wenig übertrieben, denn es setzt aboluten Gottesglauben voraus, diesen Roman als blasphemisch zu betrachten. Ich gehe davon aus, dass religiöse Fanatiker eher nicht zum Leserkreis gehören.
Nichtsdestotrotz kann ich eine gewisse Kritik an Gott und der Kirche herauslesen, denn in dieser Hölle gibt es keinen Satan, sondern nur den “Schöpfer”, der anscheinend geisteskrank genug war, diese Hölle zu erschaffen, in der neben den üblichen Sündern auch die Gottesabtrünnigen und Un- bzw. Andersgläubigen landen.
Die düstere und hoffnungslose Szenerie dieser Hölle wird im wahrsten Sinne des Wortes durch ebenso düstere Zeichnungen untermalt, die alle paar Seiten, immer passend zum jeweiligen Inhalt, auftauchen.
Ich kann mich nicht so richtig dazu überwinden, das Buch toll zu finden. Allerdings habe ich es an zwei Abenden geplättet. Folglich muss es irgendwie doch gut gewesen sein, sonst hätte ich es abgebrochen. Bei Facebook schrieb ich bereits, dass es ähnlich wie bei einem schrecklichen Autounfall ist. Man will eigentlich nicht hinsehen. Es ist schrecklich, und es gehört sich nicht. Man kann aber nicht anders. Man muss es immer wieder tun.
Ein nicht enden wollender Horror, in dem ein Mensch versucht, sich seine Menschlichkeit zu bewahren. Irgendwie auf eine fast perverse Art genial. Besser kann ich es nicht beschreiben. Am besten selber lesen.