Rezension

Eine absolut faszinierende Dystopie

1984 -

1984
von George Orwell

Tatsächlich entdeckte ich dieses Buch erst letztes Jahr und das auch nur durch ein anderes Buch. Der Zufall war mir dann holt, in dem man genau jetzt eine Neuübersetzung des Buches auf dem Markt brachte. Ich nutzte also diese Chance und schlüpfte in die Welt von Winston Smith.

Wir schreiben das Jahr 1984 und Winston Smith lebt und arbeitet in London, welches wir wohl noch nie so sehen durften, wie hier. Hier herrscht „Der große Bruder“, welcher zwar recht freundlich klingt, aber eigentlich das Sinnbild eines totalitären Überwachungsstaates ist in welcher Gedankenkontrolle und fehlende Privatsphäre an der Tagesordnung stehen.

Als ich mit diesem Buch begann, war mir nicht klar, das ich mich hier in eine Geschichte stürzte, welche mich noch lange, nachdem Beenden faszinieren und zum Nachdenken anregen würde. Doch das tut sie immer noch, denn was ich hier erlas, hatte ich bisher wirklich noch nirgends gelesen. Die Themen Überwachung, Unterdrückung der Gedanken und Hassliebe zum eigenen Land waren einfach stets präsent, auch wenn erst am Ende die große Welle der Erkenntnisse kam. Dieses Buch lädt einfach zum Nachdenken ein, was real und was vielleicht nur erfunden sein könnte und was wir bereit sind zu glauben.

Winston war dabei trotz seiner Rolle als Hauptfigur für mich stets wie ein Schatten, dem ich folge. Dies lag einfach daran, das man ihm im Buch bei vielen Dingen beobachten oder erleben durfte, welche laut dem großen Bruder nicht gerne gesehen , aber auch nicht mit Strafen versehen waren. Man bewegte sich mit ihm immer auf einer gewissen Grenze, wodurch ich stets gespannt war, ob man ihn erwischen würde. Dies sorgte auch dafür das die Spannung im Buch nie abbrach. Man fühlte einfach das stets und ständig etwas passieren konnte. Und das konnte es, denn neben großen Monitoren überall, wurden die Menschen und besonders die Kinder dazu verleitet, Verstöße zu melden. Um so trauriger, wenn man dann erleben musste wie ein Vater von seinen Kindern verraten wurde.

Neben der ganzen Handlung an sich dürfte das Ende wohl der bedeutendste Abschnitt im ganzen Buch sein. Hier erlebte man die pure Kraft der Partei und erhielt Antworten auf Fragen, welche einem spätestens beim Leitsatz der Partei aufgekommen sein müssten. „Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!“ Starke Worte, deren Bedeutung wie auch bei den Aufgaben der Ministerien erst am Ende richtig verständlich wurden, dann aber so richtig einschlugen. Trotzdem muss ich gestehen, dass die Bedeutung der ganzen Geschichte, bei mir erst richtig wirkte, als ich mich noch mehr mit ihr beschäftigte. Aber spätestens dann dürfte man verstehen, warum dieses Buch einfach unglaublich gut ist.

Selten fühlte sich eine Dystopie so vielschichtig und weitreichend an. Hat man zu Anfang noch das Gefühl genau zu durchblicken, was um Winston herum geschieht, kommt man irgendwann an einen Punkt, wo man all das Gelesene hinterfragt und einen völlig neuen Einblick in die Welt erhält. Ich bin einfach nur begeistert und zähle dieses Werk nun zu meinen Highlights.