Rezension

Eine absolute Bereicherung, das Buch als auch der Autor

Ich komm auf Deutschland zu - Firas Alshater

Ich komm auf Deutschland zu
von Firas Alshater

Dies ist der Erfahrungsbericht eines Menschen, der sich trotz aller Widrigkeiten, die sich gegen ihn verschworen haben, die Lebenslust, den Humor, ja auch den Galgenhumor und die Menschlichkeit bewahrt hat.

Firas Alshater, ein Syrer, in Deutschland Flüchtling, findet hier seine neue Heimat. Warum er sie gegen seine alte tauschen muss, erzählt er bewegend, eindringlich, humorvoll und auch traurig. Denn das Leben hat viele Gesichter und Facetten und Firas hat in seinen jungen Jahren bereits die ganze Bandbreite durchlebt. Mehrfach von den syrischen Geheimdiensten und auch von den Islamisten gefoltert, weil er einfach nur Mensch und frei sein will (etwas, auf das jeder von uns Anspruch erhebt!), weil er sich nicht vorschreiben lassen möchte, wie er sein Leben leben soll oder einfach weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Der damalige arabische Frühling konnte auch in Syrien geschnuppert werden und die Jugend dachte, ihre Zeit wäre gekommen. Dass dies aber auch viele andere Gruppen und Gruppierungen dachten, führte nun dazu, dass seine Heimat Syrien sich nun schon viele Jahre im Krieg befindet und jeder sein Stück davon abhaben will. Wer bis jetzt noch nicht wusste, dass in diesem Krieg nicht einfach nur Gut gegen Böse kämpft und man dann seine Wahl trifft, wird im Schnelldurchlauf von Firas aufgeklärt, was für ein undurchsichtiger Krieg das ist.

Viele Menschen in Deutschland echauffieren sich darüber, dass viele Flüchtlinge und Asylbewerber junge Männer sind, die eigentlich für ihr Land kämpfen sollten. Doch dabei wird verkannt, dass es auch unter Flüchtlingen Männer gibt, die zum einen keinen Dienst an der Waffe leisten wollen und / oder keine Wahl treffen können, mit wem sie für ein freies Syrien kämpfen sollen. Denn entweder fällt die Wahl auf den einstigen Machthaber oder für eine der verschiedenen Gruppierungen von Islamisten oder Daesh. Es gibt keinen Kampf für Freiheit, Demokratie und ein selbst bestimmtes Leben. Und genau das möchte Firas und ich kann ihn sehr gut verstehen.  

Natürlich kommt ein Asylbewerber nicht um die deutsche Bürokratie herum. Als Deutsche wissen wir, wie anstrengend das mitunter sein kann, aber als Flüchtling kommt man in eine Schleife, die kein Ende und keinen Anfang hat. Mich zermürbte alleine schon das Zuhören, doch wie erschüttert und machtlos muss man sich fühlen, wenn man in dieser Mühle mittendrin steck?!

Wie fühlt sich jemand, der unbedingt seine Privatsphäre zurückerlangen möchte, raus aus den Turnhallen in die eigenen vier Wände und keiner möchte sie ihm geben? Wie fühlt sich jemand, der nicht von Almosen leben will aber nicht arbeiten darf obwohl er Arbeit hätte, Geld verdienen würde und dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen müsste aber genau dazu verdonnert wird? Und dann dafür auch noch beschimpft wird? Dies beantwortet Firas sehr schön mit einem lachenden und einem weinenden Auge und ganz viel Galgenhumor.

Es ist schön zu sehen, dass ein Mensch mit Firas' Vergangenheit und ungewisser Zukunft, sein Lachen und seinen Humor nicht verloren hat! Der an das Gute glauben kann, sich eine neue Heimat schaffen will, die alte im Herzen behält und die schwarze Liste der Freunde und Verwandten, die es nicht geschafft haben, immer mit sich tragen muss.
Firas ist das beste Beispiel dafür, dass es DEN Flüchtling gar nicht gibt! Einer kann nicht für alle Nation stehen und alle unterschiedlichen Menschen, Charaktere, Vorstellungen, Vergangenheiten, Erlebnisse usw. repräsentieren.

Mal hat er Glück, mal hat er Pech und doch schaut er nach vorne und kommt auf Deutschland zu - ob Deutschland will oder nicht - und ich sage: Herzlich Willkommen! Firas, DU bereicherst uns und ich wünsche DIR das Allerbeste. Weiter so! Das Leben braucht ein bisschen ZUCKER, denn bitter ist es von ganz alleine!