Rezension

Eine alte Fehde - und ein neues Bündnis auf der Isle of Skye

Das Geheimnis von Ardmore Castle -

Das Geheimnis von Ardmore Castle
von Constanze Wilken

Bewertet mit 5 Sternen

"Das Geheimnis von Ardmore Castle" von Constanze Wilken erschien (TB, 477 S.) im Goldmann-Verlag, München, 2022. Auch hier weiß die Autorin, die ich sehr schätze, ihre LeserInnen auf beste Weise und mit gewohntem Tiefgang wie auch historischen Hintergründen zu unterhalten:

"Mit gemischten Gefühlen kehrt die Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson auf die Isle of Skye zurück, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Auf Ardmore Castle soll sie die Echtheit eines alten Möbelstücks klären, der bärbeißige Schlossherr Ross MacKenzie ist ihr jedoch keine Hilfe. Einziger Lichtblick auf der Burg ist MacKenzies Neffe Calum, zu dem sich Ivy schon bald hingezogen fühlt. Doch dann fördern ihre Recherchen ein ungeheuerliches Geheimnis zu Tage, das ihrer aller Leben für immer verändern wird."

(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

In diesem atmosphärischen und geheimnisumwitterten Roman begleitet man Ivy Ferguson nach Ardmore Castle, nicht wissend, welche alte Geschichte zwischen ihrer Familie und der des alten Lairds Ross MacKenzie steht. Ivy arbeitet in London und wird von ihrem Versicherungsbüro, das eine Kunstauktion mit einem antiken Möbelstück von Ross durchführte und dessen Echtheit prüfen lassen will, beauftragt, sich auf Ardmore Castle umzusehen, da dort eine Expertin gesucht wird, die die Antiquitäten, die weiterhin wie auch das Schloss selbst, veräußert werden sollen. Ivy nimmt den Job an und hat aus guten Gründen vom alten Burgherrn kaum Hilfe zu erwarten; diese jedoch bietet ihr Calum, der Neffe an, der vom ersten Augenblick an ein Auge auf diese toughe Frau geworfen hat.... Es geht auch im Roman um den Mord an Kirsty MacKenzie; Ross' Ehefrau, der damals in den 80er Jahren beschuldigt wurde, sie getötet zu haben. War er der Mörder von Kirsty? Das muss der geneigte Leser selbst herausfinden.

Spannend, tragisch und auch bedrückend ist die Geschichte um Angus Ferguson, einem Vorfahr von Ivy und anderen Crofter-Familien, die jahrhundertelang Land von den Lairds pachteten, um dieses u.a. mit Schafzucht und Landwirtschaft zu bewirtschaften: Im Jahre 1879 gibt es ein dunkles Kapitel schottischer Geschichte, als die Lairds ihre Pächter, die Crofter, einfach von ihrem Haus und Land vertrieben, um das Land wohlhabenden Engländern zu verpachten. Ich wusste bereits um die Crofter, diese Geschichte hier im Roman wirkt jedoch ebenfalls sehr authentisch, was der Recherche von C. Wilken geschuldet ist: Mit beklemmenden Gefühlen erfahren wir von der Armut und dem sozialen Elend, in dem diese Familien leben mussten, von denen nicht wenige um diese Zeit (ebenso wie viele Iren) nach Amerika und Kanada auswanderten, um einem Hungertod zu entkommen.

Die wunderschöne Insel Isle of Skye wird sehr atmosphärisch beschrieben und soviel ich hörte (ich war selbst leider noch nicht dort, sondern nur im südlichen Schottland) soll sie "Schottland im Kleinen" geologisch abbilden. Sowohl Ivy als auch Calum waren mir auf Anhieb sympathisch und auch die anderen Charaktere (Ross MacKenzie; Ivys Eltern, Calums Eltern etc.) waren sehr gut ausgeleuchtet und stimmig: Die Wechsel in der Zeitebene (1879 und die Gegenwart) erhöht oftmals die Spannung eines Romans; so auch hier und das Nachwort der Autorin erklärt auch vieles an Historie und gibt Tipps und Hinweise zu Orten und Museen, die man sicher besuchen sollte, wenn man in Schottland und auf dieser schönen Insel ist. 

Fazit:

Ein von Geheimnissen umwitterter Ausflug auf zwei Zeitebenen auf eine fiktive schottische Burg auf der Isle of Skye, denen man unbedingt auf den Grund gehen sollte. Gerne empfehle ich den Roman weiter und weise auch auf die "Wales-Reihe" der Autorin hin, die mich ebenfalls sehr begeistern konnte, zumal Constanze Wilken selbst eine Weile dort lebte und ihre Romane unterhaltsam, spannend und sehr gut recherchiert sind.