Rezension

Eine beeindruckende Biographie eines beeindruckenden Menschen

Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr um dort seine große Liebe wiederzufinden - Per J. Andersson

Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr um dort seine große Liebe wiederzufinden
von Per J. Andersson

Er wird sich mit einem Mädchen verheiraten, das nicht aus dem Stamm, nicht aus dem Dorf, nicht aus dem Bezirk, nicht aus der Provinz, nicht aus dem Bundesland und auch nicht aus unserem Land stammt. Du musst nicht nach ihr forschen, sie wird dich aufsuchen, sagte der Astrologe und sah mir geradewegs in die Augen (Seite 8)

Inhalt
Pikay wächst mit seiner Familie in einem kleinen Dorf in Indien auf. Er gehört zu den "Unberührbaren", was in Indien den niedrigsten Status im Kasten-System ausmacht. In der Schule ist er ein Außenseiter und sein Umfeld meidet ihn und seine Familie. Erst als er älter wird und sein Talent als Portraitzeichner deutlich wird, kann er sich von den gesellschaftlichen Konventionen lösen. Er zieht nach Neu-Delhi, wo er ein Stipendium an der Kunstschule bekommt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten zeichnet er auch Portaits von bedeutenden Persönlichkeiten wie Indira Ghandi. Als eines Tages die Schwedin Lotta vor ihm steht, spürt er, dass sie die Frau aus seiner Prophezeiung ist. Denn schon bei seiner Geburt, wurde ihm von einem Astrologen verkündet, dass er eine Frau heiraten wird, die fernab von Indien lebt. Als die beiden sich verlieben und Lotta wieder nach Schweden zurückreist, beschließt Pikay ihr von Liebeskummer getrieben zu folgen. Da ihm das Geld für einen Flug fehlt, kauft er ein Fahrrad und macht sich auf den beschwerlichen Weg nach Schweden. 

Meine Meinung
Manchmal geht das Leben schon verrückte Wege. Pikays Lebensgeschichte kann man wohl ohne zu übertreiben als außergewöhnlich bezeichnen. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf, wird in der Schule auf Grund seines gesellschaftlichen Status wie ein Aussätziger behandelt und schafft es durch sein großes Talent als Portraitzeichner zu einer kleinen Berühmtheit. Aber damit endet die erstaunliche Geschichte nicht, denn auch sein Liebesleben ist etwas besonderes. Nach seiner Geburt wird ihm prophezeit, dass er sich in eine Frau aus einem fremden Land verlieben wird und genau dies trifft auf den Straßen Neu-Delhis auch ein, als Lotta aus Schweden vor ihm steht.

Der Autor nimmt uns mit in ein Indien, in dem es wichtig ist, in welcher Kaste man sich befindet. Es gibt vier Hauptkasten und tausende von Unterkasten. Wenn man jedoch zu keiner gehört, dann hat man es sehr schwer, was Pikay schon in der Schule lernen muss.

Wenn die Schüler gegen die Schulordnung verstoßen hatten, schlug der Lehrer sie mit dem Rohrstock, aber Pikay wurde nicht geprügelt, weil der Lehrer seinen Stock nicht besudeln wollte, denn dann hätte er die Verunreinigung auf die anderen Schüler übertragen. Für Pikay erfand der Lehrer eine andere Form der Bestrafung. Er musste sich auf die Veranda stellen und die Augen schließen. Dann trat der Lehrer ein Stück zurück und bewarf ihn mit kleinen, scharfkantigen Steinen ... (Seite 58)

Dennoch wird schon während der Schulzeit deutlich, welch großes Talent Pikay hat und er wird dank eines Stipendiums an die Kunstschule nach Neu-Delhi geschickt. Das Stipendium wird ihm bald gestrichen und Pikay muss sich mehr schlecht als recht durchschlagen. Doch als er beginnt auf der Straße Portraits zu zeichnen, kehrt das Glück zurück. Er wird entdeckt und darf selbst Indira Ghandi zeichnen. Sein Stand wird auch von Lotta besucht, die ihm zeigt was Liebe ist und gleichzeitig Ängste in ihm heraufbeschwört, weil er sie nicht verlieren will.

Glück war eine Vorahnung von Unglück. Er war für solches Glück einfach nicht gemacht. Sie würde wieder nach Hause nach Europa reisen, und er würde in Indien zurückbleiben. Wie ein Blitz war sie in sein Leben eingeschlagen, und genauso schnell würde sie wieder verschwinden (Seite 171)

Doch Lotta liebt auch Pikay und als sie nach Schweden zurückreisen muss, bleiben beide mit ihrem Kummer zurück. Pikay hält jedoch nichts mehr in Neu-Delhi und er beschließt Lotta zu folgen. Er kauft sich ein Damen-Fahrrad, da er sich das für Herren nicht leisten kann und macht sich auf die beschwerliche Reise nach Schweden auf.

Er weiß, dass er von Gefühlen gesteuert und irrational ist. Er hört auf sein Herz und sein Gefühl. Die Fahrradreise ist viel zu lang, die Gefahren zahlreich. Das Risiko eines Rückschlags ist sehr groß. Eigentlich ist sein Vorhaben unmöglich. Nur indem er sich weigert, logisch zu denken, kann er seine Fahrt nach Westen auf dem Fahrrad fortsetzen (S 251)

Welch größeres Liebesbekenntnis kann man einem Menschen erbringen, als das man 7.000 km für ihn zurücklegt? Ich wüsste keins und bin daher mehr als beeindruckt von Pikay. Es ist aber nicht nur die Reise, die er für Lotta gemacht hat, die mich berührt hat, sondern viel mehr seine Einstellung zum Leben, denn egal was auch immer war, er hat positiv nach vorne gesehen und daran geglaubt, dass er das was er sich vornimmt auch schaffen kann - mit einem starken Willen und Herzensgüte.

Fazit
"Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden" ist die beeindruckende Biographie von einem beeindruckenden Mann, der es aus den einfachsten Verhältnissen geschafft hat seine Prophezeiung wahr werden zu lassen. Absolute Leseempfehlung!