Rezension

Eine 'Diät' der anderen Art

Ich kauf nix! - Nunu Kaller

Ich kauf nix!
von Nunu Kaller

Bewertet mit 4 Sternen

Hast du auch den Schrank voll und nix anzuziehen? Dann geht es dir wie der jungen Wienerin, die viel zu viele unüberlegte Einkäufe tätigt, viele davon aus Frust, zum Trost, zum Ablenken, ...

Bei Nunu Kaller stapeln sich die Klamotten, T-Shirt- und Kleiderberge, sie besitzt allein 34 Röcke und weiß gar nicht mehr, was sie alles zum Anziehen hat, bis sie ganz spontan beschließt, ein Jahr lang auf jeden Kauf von Kleidungsstücken zu verzichten. Darüber führt sie ein Blog, das auch jetzt noch fortgeführt wird und schreibt am Ende dieses Buch, das ich mit wachsendem Interesse gelesen, nein verschlungen habe.

Es liest sich locker herunter und ist ziemlich persönlich und witzig geschrieben. Und doch schleichen sich zunehmend nicht nur in Nunu Kallers Gedanken, sondern auch ins Buch und in das Bewusstsein des Lesers Fakten und Informationen über die Textilproduktion. Jeder hat schon mal etwas davon gehört, hier ein bisschen, da etwas, die Explosion in Bangladesh, die Labels 'Made in China', 'Made in Kambodsha'. Dem Leser geht es quasi genau so wie der Autorin:

...dieses Gefühl, wenn man glaubt, jetzt weiß man zu viel ... der point of no return ... (10. Nov. 2013)

Auch wenn man nicht selbst im Internet recherchiert, kriegt man im Buch viel von den abscheulichen Praktiken der Textilindustrie mit, der Vergiftung von Mensch und Umwelt, der gnadenlosen Ausbeutung von Menschen. Wenn man das dann in Verbindung mit dem T-Shirt bringt, das man in der Hand hält und gerade kaufen will, dann kann man es nur mit Abscheu fallen lassen und andere Wege suchen.

Und die gibt es: fair erzeugte Rohstoffe, fair gehandelte Produkte, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden, auch solche, die hier im Lande hergestellt werden. Durch das Internet haben wir heute die Möglichkeit, nicht nur Geschäfte vor Ort zu finden, sondern auch im Internet zu bestellen. Anstatt drei Billig-Schrott-Shirts zu kaufen, die nach einer Saison nur noch als Putzlappen dienen, könnte man EIN fair gehandeltes von besserer Qualität kaufen.

Es ist einfach eine Grundsatzentscheidung: Ich will diese Form der Produktion nicht mehr unterstützen. (16. Jan. 2014)