Rezension

Eine Familie versucht, ihre Heimat in dieser globalen Welt zu finden!

Heimflug - Brittani Sonnenberg

Heimflug
von Brittani Sonnenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Erzählt wird die Geschichte der amerikanischen Familie Kriegstein. Die internationale Karriere des Vaters Chris fordert viele Umzüge nach Europa und Fernost. Seine Frau Elisa folgt ihm mit den Töchtern Leah und Sophie auf diesem Lebensweg. Die Reise geht über Deutschland, London, zurück in die USA, um dann über Shanghai bis nach Singapur zu ziehen. So unterliegt die Familie dem ständigen Wechsel von Heim- und Fernweh, die Kinder kennen einen ruhigen Heimatfahafen nur von den alljährlichen Sommerferien in den USA. Schließlich gilt es in dieser Zeit auch noch einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften.

Dieses Buch hat mich wirklich gefordert!
Meiner Meinung nach ist dies eine etwas verworrene Geschichte einer Familie, die auf ihrer Reise auf dem Globus nicht zur Ruhe kommt und immer weiter reist, ohne irgendwo heimisch zu werden. 

Dazu kommt ein Schreibstil, der mich regelrecht erstaunt hat.
Sehr lebendig und auch anschaulich wird in die verschiedenen Lebensstationen eingetaucht. Die Beschreibung von Pflanzen, Gerüchen, Strassenleben oder Gerichten geben den einzelnen Stationen ihrer Wohnorte so etwas wie Erinnerungen oder auch damit verbundene Gefühle.

Es gibt viele schön geschriebene Passagen, die mir richtig gut gefallen! Die Erzählungen der verschiedenen Charaktere haben mir gut gefallen und mich gut unterhalten.
Die verwendete Sprache ist eine der leisen Töne, mit nachdenklichen poetischen Anklängen. Dabei kommt eine ruhige, manchmal fast hoffnungslose Gesamtstimmung auf, der Schmerz aufgrund von Schicksalsschlägen der Protagonisten wird dadurch angedeutet.

Die Erzählperspektive wechselt: zuerst berichtet das Wohnhaus in Vidalia, Mississippi über seine Bewohner. Diese unerwartete Sichtweise hat mich begeistert. Leider sprang dann die Perspektive aus der Sicht vieler Familienmitglieder gesehen, hin und her. Dies ermöglicht zwar dem Leser Einblick aus verschiedenen Blickwinkeln zu nehmen, aber es verwirrt auch sehr. Am eindringlichsten erschien mir die gefühlsbetonte Schilderung des Hauses.
Probleme bereitet haben mir allerdings die Personen! Einerseits haben sie viele verschiedene Charakterzüge, aber sie bleiben mir fremd mit ihren ungeordenten Problemen und Gefühlen. Ich schaue auf die Personen, aber nicht richtig in sie hinein.
Die Familie wirkt wie eine Gruppe von Einzelindividuen.

Der Inhalt ist insgesamt recht verwirrend, wobei ich die Absicht der Autorin  genau darin sehe. Sie stellt die Zerrissenheit und Unsicherheit der Personen in den Vordergrund. Außerdem muss der Verlust von Sophie verarbeitet werden.

Der Roman macht nachdenklich, aber löst nicht auf.
Er umschreibt, aber begründet nicht.
Er erzählt vom Leben, aber erklärt nicht.
 
 
Für mich ist das eine neuartige, andere Art von Roman, der durch viele Erzählperspektiven, durch zeitliche Sprünge und dem offenen Ende auffällt.
Manche Leser werden die Reise gern mitmachen, andere Leser aber auch  fragend zurückbleiben.
Daher gebe ich 4 Sterne!