Rezension

Eine fragile Perspektive

Die Perspektive des Gärtners - Håkan Nesser

Die Perspektive des Gärtners
von Håkan Nesser

Bewertet mit 5 Sternen

Vor allem seine Bücher, die nicht mit einem bestimmten Kommissar verbunden sind, mag ich sehr. Mit seinen Kommissare hatte ich immer Problem und habe die Bücher nach kurzer Zeit immer wieder beiseitegelegt.

Winnie und Erik haben einen herben Verlust erlitten. Vor 17 Monaten verschwand ihre Tochter Sarah spurlos; vor Eriks Augen, der am Küchenfenster stand.
Nun sind die beiden umgezogen nach New York. Ihre Beziehung basiert auf Leere und dem Gefühl, sich nicht näher kommen zu können. Erik ist Schriftsteller und ist eigentlich auch sehr erfolgreich, wenn er denn schreiben würde.
Winnie kämpft mit ihren Gefühlen und Sarahs Verschwinden. Denn irgendwie ist ihr klar: Sarah ist nicht tot, sie lebt und Winnie wird sie finden.

Auf vorsichtig, fragile Weise erzählt Nesser eine Geschichte über eine Beziehung, der nichts Schlimmeres passieren kann, als das die Frucht der Liebe, das Kind, entführt wird. Die Leere zwischen den Protagonisten ist greifbar und auf verschiedenste Weise wird eine Art Blase geschaffen, in der die Personen durch ihr Leben schweben. Niemand von außen kann ihnen helfen, bis irgendwann tatsächlich Lichtblicke auftauchen.
Die Gedanken, ob Sarah noch lebt oder ob Sarah als schon 'tot' gehalten wird, schwirrten mir immer in Kopf herum. Ich selbst konnte mich nicht entscheiden, was ich denken sollte.
Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, ich suche das große Ganze, die Kraft, die hinter dem Verschwinden steckt. Ich suchte das Magische, dass die Geschichte ausmachte.

Gerade deswegen enttäuscht mich das Ende sehr. Ich will es euch nicht verraten, aber es kam mir im Endeffekt viel zu schnell und einige Dinge wurden bei Ende einfach nicht berücksichtigt. Auf einige Anspielungen oder Gespräche im Buch habe ich mich besonders konzentriert und sie sehr ernst genommen. Leider wird am Ende einfach alles aufgelöst, ohne diese Gespräche zu berücksichtigen.

Die Sprache von Nesser ist diesmal wieder wirklich lesenswert. Der Akt einen gefühlsbetonten Roman mit unterschwelligem Krimi zu schreiben, ist ihm wieder gelungen. Wer hier einen richtigen Krimi erwartet, dem sei von diesem Buch abgeraten, allen anderen sei gesagt, dass ich drei Bücherpunkte vergebe. Was in meinen Augen nicht schlecht ist, aber das Ende hat eine höhere Bewertung unnötig gemacht.