Rezension

Eine Frau geht ihren Weg

Die Wolkenstürmerin -

Die Wolkenstürmerin
von Birgit Zimmermann

Bewertet mit 5 Sternen

Faszinierend

1957, Marlene Lilienthal, eine junge, couragierte Vollwaise, will die Familienfirma, die ihr Vater gegründet hat, mit einer neuen, revolutionären Idee retten. Sie plant ein Lufttaxiunternehmen aufzubauen und will sich mit ihrer starken Persönlichkeit in der Männerdomäne -das Fliegen- durchsetzen. Trotz Schwierigkeiten, die innerhalb ihrer Verwandtschaft auftauchen, bleibt Marlene zielgerichtet und geradeaus. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz; durch sie wird der "Ost-West"-Konflikt innerhalb Deutschlands einfühlsam und klar nachvollziehbar beschrieben, und ich habe mit allen Charakteren mitgefiebert, ob sich die lose geknüpften Fäden, am Ende zu einem guten und glaubhaften Strang zusammenführen lassen. Ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Durch den klaren und fesselnden Schreibstil von Birgit Zimmermann konnte ich alles hautnah miterleben und mein Highlight waren die Landschaftsbeschreibungen der Ostseeaufenthalte von Marlene, wobei ich mich wieder neu in die Ostsee verliebt habe. Klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

Kommentare

easymarkt33 kommentierte am 18. September 2022 um 09:34

Die Rolle der Frau zu Zeiten Adenauers

Liebe auf den ersten Blick im Jahre 1957 an der Ostseeküste in Rettin: Marlene Lilienthal, Pilotin aus Hamburg, zu 50 % Erbin der Flugzeugbaufirma Appen, Bernsteinfrau, Westdeutsche und der Ostdeutsche Winterschwimmer Bernhard, Ingenieur und Dozent aus Wismar.  Romantisch verpackt in diesem Liebesroman finden sich die Ost-/Westkonflikte innerhalb Deutschlands auf sehr menschlicher Basis wieder. Neben dem beruflichen Mut von Frauen im Wirtschaftswunderland, hier mit der Gründung eines Flugtaxiunternehmens, bilden politische Ansichten des ostdeutschen Systems einen starken Kontrast. Beide  Protagonisten versuchen, das Gefühl von grenzenloser Freiheit zu erreichen, ob nun über die Fliegerei oder über das Schwimmen auch im Winter. Die besondere Rolle der Frau wird auch bei innerfamiliären, lebensgefährlichen Konflikten betont, wogegen viele Kriegsteilnehmer scheinbar nur im Alkoholrausch Frieden finden können. Einige Problemstellungen wirken teilweise nur angeritzt.  Der Schreibstil ist angenehm, der Spannungsbogen ist gekonnt gezogen.