Rezension

Eine ganz besondere Geschichte

Das Jahr, in dem wir verschwanden -

Das Jahr, in dem wir verschwanden
von Tayari Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Im Sommer 1979 beginnen erschütternde Serienmorde von Kindern in Tayari Jones Heimatstadt Atlanta. Zwei Jahre lang wurden fast 30 Kinder und Jugendliche, überwiegend Jungen aus afroamerikanischer Herkunft, entführt und ermordet. Die Hintergründe und die genaue Opferzahl weiß man bis Heute nicht! In den Jahren war die Autorin selbst im Grundschulalter und was ich zwischen den Zeilen gelesen hab, denke ich, hat sie die grausamen Taten als Schulkameradin mit erleben musste.

In ihrem Roman erzählt Jones die Kindermorde von Atlanta in drei Abschnitten und aus drei Kinder-Perspektiven. Dabei passt sie die Erzählweise an das jeweilige Kind sehr geschickt an. Mal erzählt eine Fünftklässlerin aus der Ich-Perspektive, mal greifen die Klassenkameraden ans Wort und berichten sie aus dem Du oder Dritten-Personensicht. Dank diesen individuellen Erzählstimmen konnte ich deren Gefühlswelt Bedienungslos verstehen. Die Kinder wohnen zwar in dem gleichen Stadtteil, gehen in die gleiche Klasse doch ihr Lebensstil, ihr Alltag, ihre Ängste und Sorgen sind sehr verschieden. Oft verunsichern und beängstigen die bedeutungslose Dinger die Kinder, umso mehr sind sie glücklich und dankbar über die schönen Kleinigkeiten. Jones trifft den Ton der Kinder auf dem Punkt genau und lässt ihre Leser behutsam und gefühlvoll in eine Welt eintauchen, worauf Rassismus, Klassenteilung und Armut große Rolle spielen.

Tayari Jones neuer Roman ist zwar auf wahre Ereignissen vor 40 Jahren basiert, trotzdem ist die Story erschreckend brandaktuell. Es ist eine ganz besondere Geschichte, welche mich stellenweise wütend und sprachlos gemacht und zutiefst berührt hat.