Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Der letzte Tod -

Der letzte Tod
von Alex Beer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Wien von 1922 ist die Hauptstadt des Elends. Alles, außer der Not und dem Tod, ist knapp und das wenige, was an Nahrungsmitteln vorhanden ist, wird täglich teurer. Eine einzelne Zigarette kostet 120 Kronen, was Inspektor August Emmerich ziemlich fassungslos macht, zumal er von Verdächtigen und Zeugen häufig um einen Glimmstängel angeschnorrt wird. Diese Summe von 120 Kronen geht Emmerich nicht aus dem Kopf und so wiederholt er sie ständig, was letztendlich zu einem geflügelten Wort in der Abteilung „Leib und Leben“ wird.

 

August Emmerich hat aber nicht nur mit der Inflation wie alle zu kämpfen, sondern auch an anderen Fronten. Da ist zum einem der Verlust von Luise, seiner großen Liebe, die an einer ihm zugedachten Kugel gestorben ist, und deren drei traumatisierten Kindern er Mutter und Vater ersetzen muss. Ihr leiblicher Vater, Xaver Koch hat die Mutter getötet. Des Weiteren muss er sich wieder mit seinem Kollegen Brühl herumschlagen, der auf seine, Emmerichs Aufklärungsrate eifersüchtig ist und deshalb immer wieder zu unlauteren Mitteln greift. Diesmal ist es Sándor Adler, ein Psychoanalytiker, der Emmerich begutachten und soll, um ihn mit einer schlechten Beurteilung aus dem Polizeidienst entfernen zu können.

 

Und zu guter Letzt findet man im Wiener Hafen eine männliche, mumifizierte Leiche, die nur durch einen Zufall nach Jahren in einem versperrten Tresor entdeckt worden ist. Es bleibt aber nicht bei dieser einer Leiche, es hat den Anschein, als hätten es die beiden mit einem Serienmörder zu tun.

 

Doch ganz auf sich alleine gestellt ist August Emmerich nicht. Er erhält Schützenhilfe von ungewohnter Seite: Zum einem von Ferdinand Winters Großmutter, die Emmerichs Kindern Unterschlupf gewährt, und zum anderen von Sándor Adler, der ihm eine Art Täterprofil liefert. Auch in Budapest, wohin sich Xaver Koch geflüchtet hat, erhält er Unterstützung durch die ungarische Polizei.

 

Meine Meinung:

 

Alex Beer ist eine fesselnde Fortsetzung gelungen. Die Charaktere dürfen sich weiterentwickeln. So wird Assistent Ferdinand Winter ein wenig selbstständiger. Brühl ist zwar derselbe Intrigant wie früher, doch seine Angriffe gegen Emmerich werden vor allem von der Sekretärin wahrgenommen, die als graue Eminenz die „Hühnerarmee“, nämlich die Archivarinnen befehligt.

 

August Emmerich ist nach wie vor ein aufrechter Charakter, der sich nicht verbiegen lässt. Er leidet nicht nur wegen Luises Tod, an dem er sich eine Mitschuld gibt, sondern auch an seiner Herkunft. Er ist im Waisenhaus aufgewachsen. Wir wissen ja inzwischen, dass er seine Mutter ausfindig machen konnte, die leider schon verstorben ist. Ein Hinweis bringt ihn auf die Spur des Vaters. In diesem Band fasst er endlich Mut und besucht den Baron, der doch anders ist, als gedacht. Nur leider wird es kein Happy End geben, sondern ein Warten auf den nächsten Band.

 

Geschickt sind wieder historische Persönlichkeiten in die Handlung eingebaut. So treffen wir gemeinsam mit Emmerich und Winter auf den Spekulanten Camillo Castiglioni, der mit gewagten Finanztransaktionen nicht nur den Staat sondern auch viele Leute in den Ruin getrieben hat. Auf der Seite der Guten, begegnen wir dem Polizeipräsidenten Johann Schober, der große Stücke auf August Emmerich und seine Ermittlungsarbeit hält. Schober wird maßgeblichen Anteil daran haben, dass es eine internationale Zusammenarbeit zwischen den Polizisten geben wird. Er erlaubt und fördert Emmerichs Bestreben, in den Nachbarstaaten nach ähnlichen Mordfällen zu suchen.

 

Gut gelungen ist Alex Beer die Darstellung des Elends in Wien. Schmunzeln musste ich über die Nachbarin von Emmerich im Metzleinstaler Hof. Eine solche Situation in einem Wiener Gemeindebau ist aus dem Alltag gegriffen und auch 100 Jahre später noch anzutreffen.

 

Fazit:

 

Alex Beer ist wieder ein authentischer historischer Krimi aus dem Wien der Zwischenkriegszeit gelungen. Wer einen Wohlfühlkrimi sucht, ist bei dieser Reihe falsch, denn hier geht es um Wut, Rache und dem Elend der Zeit. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.